zum Hauptinhalt
Quelle des Islam. Nicht alle jugendlichen Muslime kennen den Koran. Sie darüber besser zu informieren, gehört auch zur Aufgabe der Beratungsstelle von "Violence Network".

© dpa

Berlin-Neukölln: Beratungsstelle "Bahira" soll Muslime vor Radikalisierung bewahren

In der Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln ist die erste nichtstaatliche Beratungsstelle für Muslime in einem islamischen Gotteshaus in Deutschland eröffnet worden.

Die Sehitlik-Moschee in Neukölln hat jetzt auch eine historische Bedeutung. Dort hat am Dienstag eine nichtstaatliche Beratungsstelle für Muslime offiziell ihr Büro eröffnet, eine solche Einrichtung in einer Moschee gibt es nirgendwo sonst in Deutschland.

Die Beratungsstelle heißt „Bahira“ und gehört zum Projekt „Violence Prevention Network“. Dieses Projekt kümmert sich in Kreuzberg um muslimische Jugendliche und Erwachsene, die Gefahr laufen, in radikale Gruppen abzudriften – oder auch um Aussteiger aus solchen Gruppen. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) gab am Dienstag den Startschuss, ihr Ministerium unterstützt das Projekt.

„Bahira“ hat die Moschee als Standort gewählt, weil viele Muslime noch nie von der Beratungsstelle in Kreuzberg gehört haben. An das Neuköllner Büro können sich Lehrer, denen Schüler auffallen, ebenso wenden wie Angehörige von Jugendlichen, die sich radikalisieren oder junge Menschen, deren Freunde sich plötzlich auffällig verhalten. „Bahira“ ist offen für alle Muslime, sie müssen nicht der Gemeine der Sehitlik-Moschee angehören.

„Bahira“ arbeitet allerdings schon seit einiger Zeit, gestern war nur der offizielle Start. Derzeit hat die Beratungsstelle zwei Mitarbeiter, beide Mitglieder der Sehitlik-Gemeinde. Einer der beiden schilderte einen Fall aus der Praxis: Eltern einer 15-Jährigen hätten sich gemeldet, weil ihre Tochter unter einem erkennbaren Vorwand in die Türkei ausreisen wollte.

Die Eltern befürchteten, die 15-Jährige wolle sich der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ anschließen. Durch intensive Gespräche erreichte „Bahira“, dass sie erstmal in Deutschland bleibt.

Gestartet wurde am Dienstag in der Sehitlik-Moschee auch das interreligiöse Dialogprojekt „TeaTime“, eine Kooperation der Muslimischen Jugend in Deutschland mit der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland. Das Ziel des Projekts sind vorurteilsfreie Begegnungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Religionen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false