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Sie wollen nur spielen. Im Ali-Baba-Spielplatz sahen manche das Ende des Abendlandes.

© Madlen Haarbach

Berlin-Neukölln: Giffey eröffnet umstrittenen Ali-Baba-Spielplatz

Ein Halbmond auf dem Kletterturm hatte Kritik hervorgerufen. Neuköllns Bezirksbürgermeisterin sieht die Sache aber gelassen.

Das Absperrband fällt, großes Geschrei und 40 kleine Räuber stürzen los. Endlich ist der neue Spielplatz geöffnet. Seine Gestaltung erinnert an die Märchen aus 1001 Nacht und wurde gemeinsam mit den Kindern der benachbarten Kindertagesstätte „Ali Baba und seine Räuber“ gestaltet. Die Kinder stürmen auf das Klettergerüst. Davor schaukeln einige auf Kamel Jochen. Andere sind noch mit den drei echten Alpakas beschäftigt, die die Weisen aus dem Morgenland heute zur Eröffnung mitgebracht haben. Vorne verteilt der Nikolaus Schokoweihnachtsmänner. Über allen thront oben auf dem Holzturm ein Halbmond.

Seit der Spielplatz in der Neuköllner Walterstraße vor einigen Wochen von Anhängern der AfD und der islamfeindlichen Pegida-Bewegung entdeckt wurde, macht er Schlagzeilen über die Berliner Grenzen hinaus. Kritiker fürchten eine Islamisierung und sehen in dem Spielplatz einen Beweis für den Untergang des Abendlandes.

Mehr Platz zum Spielen

Der Kletterturm sei eindeutig eine Moschee, sagen die Kritiker. „Das ist absurd“, entgegnet Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). „Es handelt sich eindeutig um eine orientalische Burg mit Basar.“ Die Aufregung kam für das Bezirksamt völlig unerwartet: „Der Spielplatz wurde im Sommer gemeinsam mit den Kinder und den Anwohnern entworfen, und alle fanden die Idee toll“, sagt Giffey.

In Neukölln seien viele Spielplätze nach speziellen Themen gestaltet. An der Hasenheide gibt es etwa seit vielen Jahren einen ähnlichen mit Motiven aus 1001 Nacht. „Für den hat sich noch nie jemand interessiert“, sagt Giffey. Vielmehr sei sie froh, dass die Kinder nun mitten im dichtbesiedelten Neukölln einen neuen Rückzugsort hätten.

Das findet auch Güldane Yilmaz, Leiterin der Ali-Baba-Kita: „Die Kinder können hier in einer Umgebung spielen, die sie aus den Geschichten kennen, die wir ihnen in der Kita vorlesen und so völlig in ihre Fantasiewelten abtauchen.“

Neukölln sei multikulturell, die Kita sei multikulturell, und der Spielplatz nun eben auch. Sie habe erst spät von der Aufregung erfahren und lange befürchtet, dass Menschen den Spielplatz oder die Kita angreifen könnten, sagt Yilmaz. „Wir haben auch einige entsprechende E-Mails erhalten“, erzählt sie. Daher sei sie jetzt vor allem froh, dass der Spielplatz endlich eröffnet ist. Die Kinder interessieren sich für die Debatten nicht – und spielen erst einmal weiter mit den Alpakas.

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