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Berlin: NPD-Aufmarsch gescheitert

Die rechtsextreme NPD hat ihre Demonstration durch Berlin überraschend abgesagt. Die Polizei hatte die Veranstalter nach eigenen Angaben zu diesem Schritt aufgefordert. Zuvor war die geplante Route der Neonazis von tausenden Gegendemonstranten blockiert worden (Foto).

Berlin (08.05.2005, 18:00 Uhr) - Die rechtsextreme NPD ist mit ihrer geplanten Demonstration am Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai in Berlin gescheitert. Tausende von Gegendemonstranten versperrten den etwa 3300 am Alexanderplatz unter Führung von NPD-Chef Udo Voigt versammelten Neonazis am Sonntag den Weg zum Boulevard unter den Linden. Nach Stunden des Wartens sagte die Partei die Demonstration ab und blies zum Rückzug.

Die Polizei habe die NPD wegen erwarteter Zusammenstöße mit Gegendemonstranten zur Absage aufgefordert, sagte ein Polizeisprecher. Die Behörde hatte zuvor angekündigt, nicht mit Wasserwerfern oder Schlagstöcken gegen friedliche Demonstranten vorzugehen.

Die Neonazis hatten unter dem Motto «60 Jahre Befreiungslüge - Schluss mit dem Schuldkult» zum Bahnhof Friedrichstraße ziehen wollen. Den ursprünglich geplanten Marsch zum Brandenburger Tor hatte das Bundesverfassungsgericht in letzter Instanz verboten.

Am Berliner Dom quittierten linke Gegendemonstranten die Absage der NPD mit Beifall. Dort hatten etwa 3000 Menschen die Straße blockiert. Der DGB hatte große, aufblasbare Plastikflaschen aufgestellt. Darauf hieß es: «Braune Flaschen zum Altglas».

Außerdem hatten sich rund um den Alexanderplatz mehrere tausend Linke dem Demonstrationszug der NPD-Anhänger in den Weg gestellt. Die Menschen hätten mit friedlichen Mitteln klar gemacht, «dass Nazis, die den größten Völkermord in der Geschichte verherrlichen wollen», nie wieder eine bedeutende Rolle in Deutschland spielen dürften, sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) der «Netzeitung».

Rund 200 Menschen haben die Demonstrationen zu einer spontanen Besichtigung des Palastes der Republik genutzt. Sie verschafften sich durch ein Tor im Gitterzaun Zutritt zur Ruine in Berlin-Mitte. Aus allen Stockwerken beobachteten sie das Geschehen vor dem Dom, wo Demonstranten die geplante Route der NPD-Kundgebung blockierten. Besonders gefragt war der Blick vom Dach des einstigen DDR- Renommierbaus, dessen Abriss bereits beschlossen ist.

Neben der Panoramasicht wurde vor allem die Buchstabeninstallation des norwegischen Künstlers Lars Ramberg als Fotomotiv genutzt. Immer wieder kletterten Menschen zwischen die meterhohen Buchstaben, die vom Schlossplatz gesehen das Wort «Zweifel» bilden. Vereinzelt forderten Besucher den Erhalt des Palasts. Gegen Abend begann die Polizei mit der Räumung des Gebäudes. (tso)

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