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Berlin: Öko-City Tempelhof

Die Grünen-Fraktionschefin Künast schlägt für den Flughafen Tempelhof eine Modellstadt vor. Eine Bioenergie- oder Solarsiedlung könnte entstehen. Das Volksbegehren für Tempelhof nennt sie eine "Veräppelung der Bürger".

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast, will aus dem Flughafen Tempelhof nach dessen Schließung ein Modellprojekt für ökologisches Wohnen und Leben in einer Millionenstadt machen. Als Vorbilder nennt sie Bioenergie- oder Solarsiedlungen, die zum Beispiel in Freiburg oder bei Göttingen gebaut wurden. Und in China, auf einer Insel vor Shanghai, entstehe eine Großsiedlung „mit Öko-Landwirtschaft, Verkehr nur für Fahrräder und Elektroautos und Häusern, die modernsten Klimaschutzkriterien entsprechen“.

In allen Metropolen, sagte Künast dem Tagesspiegel, werde darüber diskutiert, „wie die Mega-Cities der Zukunft aussehen könnten“. Aber kaum eine Großstadt habe die Möglichkeit, in zentraler Lage ein Modellprojekt für lebenswertes Wohnen zu erproben. In Berlin wäre das Tempelhofer Feld dafür ein „wunderbarer Ort, sogar mit U-Bahnanschluss, was will man mehr“. Mit Grünflächen für Freizeit, Begegnung, für Sport und Kinder. Mit Niedrigenergie-Häusern, Solaranlagen und Heizung per Erdwärme, „auch Mehrgenerationen-Projekte“. Der Senat sollte Stadtplaner und Architekten aus aller Welt zusammenholen. „Da werden die Ideen nur so purzeln.“ Das Hauptgebäude samt Hangars könnte für Künstler und andere Kreative interessant sein.

Künast warf dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor, die Debatte um die Nachnutzung des Airports zu verschlafen. Er habe nur „darauf geschielt, in Verhandlungen mit dem Bund finanziell möglichst günstig aus der Sache rauszukommen“. Zukunftsideen fehlten, der Senat habe es bisher nicht geschafft, „die symbolische Kraft des Flughafens ins Positive zu wenden“. Mit dem Gebäude, dem Luftbrückendenkmal, einer Flugzeugausstellung und der Ansiedlung des Alliierten-Museums könnte Tempelhof auch ohne Flugbetrieb ein „authentischer Ort des Gedenkens“ bleiben und ein Standort für die Zukunft werden.

Der Berliner CDU und FDP warf die Grünen-Bundespolitikerin vor, das Volksbegehren für Tempelhof „parteipolitisch umzufunktionieren“. Ihnen gehe es nur um die eigene Sache, „wenn sie den Menschen suggerieren, der Flughafen könne auf Dauer offen gehalten werden“. Das sei rechtlich nicht möglich. „Die Gefährdung des Großflughafens in Schönefeld (BBI) wäre ein ökonomischer Wahnsinnn, da zweifele ich am wirtschaftspolitischen Verstand der CDU und deren Fraktionschefs Friedbert Pflüger.“

Künast geht davon aus, dass Tempelhof selbst bei einem Erfolg des Volksbegehrens geschlossen wird. Auch Brandenburg werde einer Änderung des Planfeststellungsbeschlusses zulasten des BBI niemals die Zustimmung geben. Das Volksbegehren sei ein „hanebüchener Unsinn, eine Veräppelung der Bürger“. Die geplante Teilnahme des Bahnchefs Hartmut Mehdorn an einem Spenden- Dinner für die CDU, um deren Tempelhof-Aktionen zu finanzieren, macht Künast „sprachlos“. Offenbar sei 2008 „nicht das Jahr Mehdorns, er macht alles falsch“. 

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