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Wurden zu viele Stände zugelassen? So lautet ein Vorwurf an die Betreiber des Trödelmarkts.

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Berlin Prenzlauer Berg: Kündigung: Flohmarkt am Mauerpark bekommt neuen Betreiber

Der Handel sei ausgeufert, wird dem derzeitigen Betreiber vorgeworfen. Der neue soll nur einen Vertrag für ein Jahr bekommen.

Von Fatina Keilani

Er steht in jedem Reiseführer und zieht Touristen in Scharen an, weil er Kunst und Kitsch, Tand und Tinnef, aber auch Schätze bietet: der Flohmarkt am Mauerpark. Doch jetzt wurde den Betreibern gekündigt – kurz vor dem zehnjährigen Bestehen des Markts. Das bestätigte die CA Immo in Frankfurt am Main, der das Gelände gehört. „Wir haben gekündigt und den Betrieb des Flohmarkts neu ausgeschrieben“, sagte Firmensprecher Markus Diekow. „Auch den jetzigen Betreiber haben wir eingeladen, sich zu bewerben.“

Das hat der auch vor: „Wir haben die Einladung gestern bekommen und werden uns bewerben“, sagte Lars Herting, einer der drei Geschäftsführer der Flohmarkt am Mauerpark GmbH, die auf der Plattform Change.org eine Online-Petition startete, um den Vermieter umzustimmen; am Donnerstagnachmittag hatte sie schon 6881 Unterstützer.

Allerdings sind auch Stimmen zu hören, die einen Wechsel begrüßen. Es soll schon sechs Bewerber geben; die Frist läuft noch bis 28. Juli. Die Konzepte sollen am 31. Juli im Berliner Büro der CA Immo vorgestellt werden; daran nehmen auch Vertreter der Bezirke Mitte und Pankow und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung teil.

Richtig interessant wird es frühestens Mitte 2015, denn der Flohmarkt ist Teil der Planungen für das gesamte Mauerpark-Gelände. Wenn die Groth-Gruppe, die nördlich des Parks Wohnungen bauen will, dafür Baurecht erhalten hat, wird im Gegenzug das südliche Gelände an das Land Berlin übergeben. Das Land will dann laut Senat die Gewerbe und die Nutzung des Geländes als Flohmarkt langfristig sichern, sei es durch Erbpachtverträge oder durch langfristige Mietverträge. Da der Flohmarkt so beliebt ist, kommt sein Betrieb fast einer Lizenz zum Gelddrucken gleich – wohl dem, der einen langfristigen Vertrag bekommt. Der neue Betreiber bekommt laut Senat erst einmal nur für ein Jahr einen Vertrag.

Wie es zur Kündigung kam, darüber gehen die Aussagen auseinander. Die CA Immo hat ordentlich gekündigt und nennt keinen Grund.

Es geht auch um Gier

Von Dritten ist zu hören, die Betreiber hätten immer mehr Stände zugelassen, viel mehr als vertraglich erlaubt, und es habe Sicherheitsmängel etwa durch zugestellte Feuerwehrzufahrten gegeben. Lars Herting hat diesen Vorwurf auch nur von Dritten gehört und weist das zurück. „Wir hatten eine mündliche Absprache, dass wir mehr Platz nutzen dürfen und dass wir als Gegenleistung den wilden Müll, der unter der Woche im Mauerpark abgeladen wird, auf eigene Kosten beseitigen.“ Es werde dort viel Bauschutt wild deponiert; laut Herting hat die Flohmarkt am Mauerpark GmbH monatlich mehrere tausend Euro für Müllbeseitigung ausgegeben. Um das Ganze schriftlich festzuhalten, habe es Nachtragsverhandlungen gegeben, die aber vonseiten der CA Immo abgebrochen worden seien. Was den Brandschutz angehe: Es gebe ein Merkblatt der Berliner Feuerwehr speziell für Märkte, an das man sich gehalten habe. Ein Insider sagt allerdings: „Denen wurde aus guten Grund gekündigt.“ Der Betreiber habe die Sache nicht mehr im Griff gehabt, der Markt sei ausgeufert, es gehe „auch um Gier“.

Mitten durchs Gelände führt die Bezirksgrenze zwischen Pankow und Mitte – früher verlief dort die Mauer zwischen Ost- und West-Berlin. Der Flohmarkt liegt auf der Seite von Mitte. Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU) wünscht sich eine einheitliche Parkverwaltung, also dass sich ein Bezirk um den gesamten Park kümmert hinsichtlich Grünpflege, Müllbeseitigung, Regeln für Griller, Einsätze des Ordnungsamts. Er hat ein Konzept an seinen grünen Kollegen Jens-Holger Kirchner nach Pankow geschickt. Auch Kirchner möchte ein solches Konzept – jetzt müssen die Details verhandelt werden.

Kirchner wünscht sich außerdem bunteres Leben für den Park. Jeden Sonntag Flohmarkt und Karaoke, die restliche Woche gar nichts – das ist ihm zu wenig. Er erinnert sich an das Knaack Sommerfest im vergangenen Sommer, mit Bands wie Knorkator: „Das war wie ein Familientreffen. Da hat sich der Prenzlauer Berg den Mauerpark mal für ein Wochenende zurückgeholt.“

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