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Schmuckstück. Für den Alten Dorfkrug Lübars wird ein Pächter gesucht.

© imago/Jürgen Ritter

Berlin-Reinickendorf: Klassiker in Nord-Berlin: Dorfkrug in Lübars schließt

Das traditionelle Gasthaus ist nicht mehr wirtschaftlich genug. Die Veranstaltungen im „Labsaal“ gehen aber weiter.

Der Alte Dorfkrug Lübars, eine der bekanntesten Berliner Ausflugsgaststätten, wird am 24. September geschlossen, das Veranstaltungsprogramm im „Labsaal“ nebenan geht aber weiter. Das ist das Ergebnis eines Kassensturzes beim Trägerverein, dem das historische Gebäude gehört. Nun wird ein Pächter gesucht, der die Gastronomie des romantischen denkmalgeschützten Gebäudes am Dorfanger auf eigene Rechnung führt.

Gudrun Janke vom Vereinsvorstand nannte die wirtschaftliche Lage des Gasthauses als Grund der Schließung. Seit 2005 wurde es als Integrationsunternehmen von einer GmbH betrieben, deren alleiniger Gesellschafter der Verein ist. Eine Mitarbeiterin werde voraussichtlich übernommen, um die Grundversorgung des Labsaals sicherzustellen, sagte sie. Hinsichtlich der anderen sei man mit dem Bezirksamt im Gespräch.

Ein Bürgerprojekt geht zu Ende

Labsaal und Dorfkrug sind das Ergebnis einer typisch basisdemokratischen Bewegung der späten 70er Jahre. 1978 gründete sich in Lübars eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, das heruntergekommene Gasthaus zu retten und gemeinsam zu bewirtschaften. Aus der Initiative wurde später der gemeinnützige Verein „Natur und Kultur“, der zum größten freien Kulturträger Reinickendorfs aufstieg. Seine Gründungsmitglieder sind heute zum großen Teil sehr alt oder schon verstorben.

Sie erbrachten für die Restaurierung Arbeiten im Wert von rund einer Viertelmillion Mark, doch damit war es auf Dauer nicht getan: Ende 1998 erwarb der Verein das komplette Ensemble für 1,6 Millionen Mark. Die Mittel wurden von einem Darlehensgeberfonds mit rund hundert Mitgliedern und einer Genossenschaftsbank aufgebracht – daraus resultieren bis heute finanzielle Belastungen. Einnahmen aus der Gastronomie und der Verpachtung des Saals sowie die Mieten der Einliegerwohnungen tragen das Projekt bis heute, auch für Hochzeiten in der Dorfkirche gegenüber wurde es häufig gebucht.

In den 90er Jahren machte der Labsaal vor allem mit eigenen Theaterproduktionen , vor allem jiddischen Musicals, über die Bezirksgrenzen hinaus von sich reden. Seitdem ist es ruhiger um den Ort geworden.

Am 21. September findet eine Lesung der Tagesspiegel-Kolumnistin Pascale Hugues statt, am 29. September eine „New Orleans Hot Jazz Jamboree“.

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