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Vorbild Wilmersdorf. Diese Zelle dient jetzt dem Büchertausch. 

© imago/Stefan Zeitz

Berlin-Reinickendorf: In Berlin verschwindet die nächste englische Telefonzelle

Das Bezirksamt entfernte die Telefonzelle in Tegel. Die Anwohner bedauern die Demontierung des Geschenks der Partnergemeinde London-Greenwich.

Sie war Treffpunkt und Wahrzeichen – die englische Telefonzelle auf der Greenwichpromenade in Tegel. Jetzt fehlt der rote Blickfang aber. Die Telekom hatte das Häuschen zum Jahresende abgeschaltet, das Bezirksamt ließ es demontieren und aufs Gelände des Grünflächenamts bringen. 5000 Euro für Pflege und Instandhaltung wären pro Jahr nötig gewesen – den Ärger hatte der Bezirk aber wohl nicht eingerechnet.

Dem Bezirksamt sei wohl die emotionale Dimension nicht bewusst gewesen, schimpft Felix Schönebeck, der für die CDU in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sitzt und und Vorsitzender des Vereins „I love Tegel“ ist. Dabei sei Telefonzelle doch ein Geschenk der Partnergemeinde London-Greenwich, zusammen mit einem roten Briefkasten und einem roten Feuermelder. Nach der Partnergemeinde sei Promenade am Tegeler See ja benannt worden. Schönebeck hätten bereits zahlreiche E-Mails wegen des Verschwindens erreicht. Auch auf Facebook werde diskutiert. „Das zeigt, dass dieses Thema polarisiert.“ Die Bürger seien sogar bereit, selbst Geld zu spenden, um die Telefonzelle an ihrem alten Standort zu erhalten. Schönebeck sucht mit seinen Mitstreitern deshalb nach einer Lösung. Nächste Woche sei ein Gespräch mit dem Das Bezirksamt geplant.

Blumenkasten oder Bücherregal

Die zuständige Stadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) bedauert die Aufregung. „Wenn es eine gute Lösung gibt, bin ich dafür offen“, sagte sie. Das Angebot des Vereins, bei der Pflege zu unterstützen, begrüßt sie. Ideen gebe es viele, sagt Schönebeck. Er selbst würde die Telefonzelle mit Blumen bepflanzen, wie er es schon London gesehen habe. Andere würden aus der Zelle gern ein öffentliches Bücherregal machen, wie es das auch an anderen Orten in der Stadt gibt.

„Wir müssen jetzt die Kosten für alle Optionen überschlagen und dann eine Entscheidung treffen“, sagt Schönebeck. Und das möglichst schnell, denn im Februar würde der Verein gern mit den Arbeiten beginnen. Damit hat er schon Erfahrung: Schon vor drei Jahren half der Verein bei der Renovierung. Das Material kam damals vom Bezirksamt. Dazu sei es auch dieses Mal bereit, sagt Schönebeck und gibt sich optimistisch: „Wir werden sicher einen Weg finden, die Telefonzelle zurückzuholen.“

Anna Pia Möller

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