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Gabi dan Droste (Mitte) mit ihren beiden Kollegen. Sie werden bis 2020 Theater am Winterfeldtplatz leiten.

© Fabian Schmidinger

Berlin-Schöneberg: Am Winterfeldtplatz tanzen nicht mehr nur die Puppen

An diesem Wochenende eröffnet das Kinder- und Erwachsenentheater „Feld“ am Winterfeldtplatz. Ein Interview mit Chefin Gabi dan Droste.

Zeitenwende am Winterfeldtplatz: Nach mehr als zwanzig Jahren Puppentheater im „Hans Wurst Nachfahren“, das die Betreiber aus Altersgründen aufgaben, eröffnet am Wochenende das „Feld“. Gabi dan Droste führt das Haus gemeinsam mit ihrem Team zunächst bis 2020. Die Entscheidung des Senats Anfang Oktober stieß bei manchen Stammgästen auf Unverständnis. Denn nach den Plänen der neuen Betreiber sollen hier nicht mehr nur die Puppen tanzen, sondern auch die Menschen – in Tanz- und Performance-Vorstellungen.

Frau dan Droste, bei all den Turbulenzen und der Kritik nach Bekanntgabe der Pläne: Freuen Sie sich dennoch, dass es jetzt los geht?
Ja, besonders über den großen Zuspruch aus dem Kiez, der Kunst und der Politik. Damit war nach anfänglichen Missverständnissen um unser Programm nicht zu rechnen. Wir wollen natürlich das treue Publikum des Puppentheaters auch für uns gewinnen. Seit Beginn stehen wir im engen Kontakt mit der Initiative Kiezkultur und arbeiten gemeinsam am Programm.

Das ist die Bürgerinitiative, die mit 16 000 Unterschriften maßgeblich zum Erhalt des Kinder- und Jugendtheaters beitrug.

Genau. Die Initiative wird beim Fest am Wochenende ein Diskussionsforum leiten, mit Gästen aus Kultur und Politik. Das ist toll, denn wir wollten von Anfang an einen Dialog anregen. Wir sitzen hier nicht im Elfenbeinturm.

Das Programm soll sich vom reinen Puppentheater lösen, auch Performance, Installationen und Tanz zeigen.

Wir werden beim Eröffnungsfest ein Potpourri unseres Programms vorstellen. Dazu gehört etwa die Choreografie „Männer tanzen“ meines Kollegen Martin Nachbar, der auch zum „Feld“-Team gehört. Ein Highlight wird der Auftritt der Performance-Künstlerin Eva Meyer-Keller sein, die in „Death is certain“ Kirschen zum Explodieren bringt.

Und was wird künftig in puncto Puppentheater geboten?

Im Programm haben wir etwa „Das hässliche Entlein“ oder „Prinz Primel“ von den Retrofuturisten, die für eine neue Generation von Berliner Puppenspielern stehen. Wichtig ist vor allem, dass das Theater ein Ort ist, der Berührungspunkte zwischen Menschen schafft. Das können viele Genres erreichen.

Das bedeutet auch, dass Sie ein generationsübergreifendes Programm anstreben?

Wir wollen möglichst Theater für Menschen im Alter von 1 bis 99 Jahren machen. Unsere Zuschauer sollen Erzählungen sinnlich-assoziativ erleben und in manchen Aufführungen auch selbst aktiv werden. Sogar für häufige Theatergänger ist das eine völlig neue Erfahrung. Wichtig für uns: Kinder sollen diese Formate mitentwickeln.

Dazu wollen Sie ein Kinderbüro einrichten und das hauseigene Café in neuer Form eröffnen. Was hat es damit auf sich?

Unser Ziel ist, das Haus offen und nachhaltig zu gestalten. Wir möchten Künstler aus der freien Szene an uns binden und in gegenseitigen Austausch bringen. Gemeinsam mit Schulklassen und Kindern sollen sie dann recherchieren und Projekte entwickeln. Das ist ein neuartiges Konzept. Im Kiez kommt unsere Arbeit bisher wunderbar an. Auch international haben Künstler das bereits wahrgenommen. Wir sind also gespannt, was sich in diesem gemeinsamen Prozess noch entwickelt.

Das Theater „Feld“ (Gleditschstraße 5) öffnet Sonnabend von 13.30 bis 23 Uhr, Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Freier Eintritt. Das ganze Programm finden Sie unter www.jungesfeld.de.

Fabian Schmidinger

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