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Der Bahnhof Südkreuz (ganz rechts am Bildrand) ging 2006 in Betrieb. 14 Jahre danach soll er die ersten Nachbarbauten bekommen. Dieses Hotel ist direkt am Hildegard-Knef-Platz, dem Bahnhofsvorplatz, geplant. Angrenzend könnte die neue Zentrale der BSR entstehen.

© Simulation: promo

Berlin-Schöneberg: Wie die Neubaupläne am Südkreuz aussehen

Das Berliner Südkreuz soll sich binnen weniger Jahre verändern. Sandberge und Gestrüpp sollen verschwinden. Es gibt konkrete Pläne und Simulationen und auch die Idee einer neuen BSR-Zentrale.

Ein aufragender Hotelturm soll dem Bahnreisenden sofort ins Auge fallen, wenn er aus dem Bahnhof tritt. Ein markanter Bau, umgeben von modernen Bürogebäuden, denen sich ein Wohnquartier mit Kitas und Supermarkt anschließt. So soll es in wenigen Jahren am Südkreuz aussehen, Urbanes Leben soll dort entstehen, wo man zurzeit vor allem auf Sandberge, Brachen oder einen Recyclinghof blickt. „Schöneberger Linse“ heißt das Areal, das sich linsenförmig – daher der Name – zwischen Südkreuz und dem S-Bahnhof Schöneberg sowie Sachsendamm und den Bahngleisen erstreckt. Zehn Baufelder hat das Gebiet; für sieben liegen konkrete Planungen vor.

Orange-farbene Fassade für die BSR-Zentrale

Da ist zum einen das Grundstück der BSR, das direkt an den Bahnhofsvorplatz, den Hildegard-Knef-Platz, angrenzt. Der Recyclinghof, dessen Genehmigung ohnehin in zwei Jahren ausläuft, wird verschwinden. Dort soll der Hotelturm entstehen. Er werde eine „Orientierungsmarke“ sein, sagte Architekt Enno Schneider, der dieses Projekt der BSR betreut, jetzt bei einer Informationsveranstaltung über die Entwicklung des Areals im Rathaus Schöneberg. Alle Investoren stellten dort ihre Projekte vor.

25.000 Quadratmeter Fläche bietet das Hochhaus, 30.000 Quadratmeter das angrenzende sechsgeschossige Bürogebäude. Es gilt als wahrscheinlich, dass die BSR ihre Hauptverwaltung von der nicht weit entfernten Ringbahnstraße dorthin verlegt. Eine endgültige Entscheidung ist jedoch laut Unternehmenssprecherin Sabine Thümler noch nicht getroffen worden. Sollte die BSR aber dort einziehen, dann wird sich das voraussichtlich auch an der Fassade des Bürogebäudes bemerkbar machen. Wie Architekt Schneider sagte, seien dann orangefarbene Elemente möglich. Das Planungsverfahren bei diesem Projekt ist noch nicht so weit, dass Schneider einen Baustart nennen konnte.

Bis 2020 soll vieles fertig sein

Konkreter sieht es schon bei dem Vorhaben des Entwicklers OVG Real Estate aus, dessen Grundstück ebenfalls in der ersten Reihe liegt und an das Bahnhofsgelände angrenzt. Hier wird ein Bürogebäude entstehen mit 29 000 Quadratmetern Fläche und einem großen Atrium. Beim Bau – auch an der Fassade – soll viel Holz eingesetzt werden. „Wir wollen so schnell wie möglich anfangen, sobald die Baugenehmigung vorliegt“, sagt Andreas Hälsch von der OVG. Bis 2020 soll der Bau fertig sein.

Baupläne auf der Schöneberger Linse: 1. Hildegard-Knef-Platz; 2. BSR: Hotel und Büros; 3. OVG Real Estate: Büro; 4. Baugruppen, Wohnungsbaugenossenschaft, Wohnprojekte, Supermarkt, Kita, Büros; 5. Hines: Wohnen, Kita; 6. Bonava: Wohnen
Baupläne auf der Schöneberger Linse: 1. Hildegard-Knef-Platz; 2. BSR: Hotel und Büros; 3. OVG Real Estate: Büro; 4. Baugruppen, Wohnungsbaugenossenschaft, Wohnprojekte, Supermarkt, Kita, Büros; 5. Hines: Wohnen, Kita; 6. Bonava: Wohnen

© Tsp

Daran anschließen wird sich ein weiterer Büroriegel mit einem großen Supermarkt. Dieser Bau soll auch Lärmschutz für die benachbarten Wohngebäude bringen, sagt Michael Jordan, Geschäftsführer des Projektentwicklers LIP. Gebaut werde auf jeden Fall, auch wenn noch nicht für alle Einheiten konkrete Mieter feststehen. Jordan ist sich sicher, dass diese sich finden werden. Baustart soll im Herbst sein, die Fertigstellung im Sommer 2020. Jordan: „Wir wollen die Bagger rollen und die Kräne drehen sehen“. Direkt dahinter plant die Gewobag, die das Grundstück durch eine Direktvergabe erworben hat, 200 Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen – jeweils zur Hälfte frei finanziert und gefördert. Auch eine Kita mit 32 Plätzen ist geplant.

Auf 6000 Quadratmeter Fläche – überwiegend entlang des Sachsendamms – wird Raum für Gewerbenutzung entstehen. Bei einem Baubeginn in 2019 rechnet die Gewobag mit einer zweijährigen Bauzeit. Bei vier kleineren Grundstücken sind die Kaufverhandlungen noch nicht abgeschlossen: Hier sollen zwei Baugruppen, eine Wohnungsbaugenossenschaft und ein sozialer Träger zum Zuge kommen. Hier hatte das Land festgelegt, dass nicht der höchste Kaufpreis ausschlaggebend ist, sondern das beste Konzept, sagte Ronald Eckert vom Stadtplanungsamt in Tempelhof-Schöneberg.

Hierbei geht es auch darum, Wohnraum für benachteiligte Bevölkerungsgruppen anzubieten. Außerdem soll ein Wohnprojekt für homosexuelle alte Menschen Raum finden. Die Projektgesellschaft Bonava baut ebenfalls Wohnungen. 71 davon hat die Gewobag gekauft. Für 161 weitere Eigentumswohnungen soll der Verkauf im August starten.

S- und Fernbahngleis im Bahnhof Südkreuz in Schöneberg.
S- und Fernbahngleis im Bahnhof Südkreuz in Schöneberg.

© Thilo Rückeis

Die größte Zahl an Wohnungen baut der Immobilienkonzern Hines nördlich des Tempelhofer Weges, der die „Schöneberger Linse“ durchquert. 660 Wohneinheiten sind geplant, 116 davon im geförderten Wohnungsbau. 20 Wohnungen für Jugendliche, die nicht bei ihren Familien leben können, sollen entstehen, sowie ein Wohnprojekt für Studenten und Auszubildende. Gewerbeflächen werden von dem Energieunternehmen Engie übernommen. Besonders an dem Bauvorhaben ist laut Joachim Wintzer von Hines Immobilien, die hohe Zahl der Stellplätze für Fahrräder: 1100 wird es geben. Auch eine Kita mit mindestens 63 Plätzen wird gebaut. Weiterer Ausbau möglich.

Hunderte Wohnungen, neuer Schulcampus

Zu dem Entwicklungsgebiet „Schöneberger Linse“ gehört zudem die alte Teske-Schule, die einst als Realschule genutzt wurde und in der vorübergehend jugendliche Flüchtlinge unterrichtet werden. Das Schulgelände wird zum Campus Teskeschule ausgebaut werden: Das Schulgebäude soll eine zweizügige Grundschule beherbergen, ein Spielplatz ist geplant, und der bereits vorhandene, stark sanierungsbedürftige Sportplatz soll komplett neu angelegt werden.

Planungen gibt es auch für die Straßengestaltung des Tempelhofer Weges, der eine Tempo-30-Straße mit Radwegen neben den Bürgersteigen werden soll.

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