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Gut gespielt. Die erste Ausgabe des Berlin Song Contest im vergangenen Jahr war ein großer Erfolg.

© Florian Schuh/ picture alliance / dpa

Berlin Song Contest zum zweiten Mal: Zwei Punkte für Haselhorst

Elektropop aus Moabit, Soul aus Treptow, Poprock aus Marzahn – der Berlin Song Contest geht in die zweite Runde. Das Halbfinale findet im April statt.

Durch die Dachfenster scheint die Frühlingssonne ins BKA Theater auf die zwanzig Halbfinalisten des Berliner Song Contest. Erst 2014 von Veranstalter Kriss Rudolph gegründet, findet er nun zum zweiten Mal statt. „Diesmal hatten wir mit mehr als 70 Gruppen noch einmal deutlich mehr Bewerbungen als im letzten Jahr“, sagt Rudolph.

Die Künstler, die es ins Halbfinale geschafft haben, sind so unterschiedlich wie die Berliner Stadtteile, die sie vertreten. Von Poprock aus Marzahn über Soul aus Treptow bis Elektropop aus Moabit und bolivianischen Folk aus Tiergarten ist alles dabei. Rudolph freut sich besonders, dass mit Tinkunaku und Itaca auch zwei Künstlergruppen dabei sind, die nicht auf Deutsch oder Englisch singen, sondern auf Italienisch und Spanisch. Der Contest sei nicht nur für gebürtige Berliner, sondern für alle, die hier leben und sich zu Hause fühlen. „Es gibt in Berlin so viele Leute, die tolle Musik machen, aber niemals im Radio laufen oder eine Chance bekommen, auf der Bühne zu stehen“, sagt Rudolph. Deshalb kam ihm die Idee mit dem Song Contest. „Wir können niemandem einen 10 000-EuroScheck in die Hand drücken“, sagt Rudolph. Vielmehr geht es ihm darum, Musiker zusammenzubringen.

Dragqueen Gisela Sommer wird den Song Contest moderieren

Schon im vergangenen Jahr hat der Contest gezeigt, dass er mit den einschlägigen Castingshows wenig zu tun hat. Es geht familiär zu. Während Rudolph noch einmal alle Songs und ihre Interpreten vorstellt, läuft sein Hund durch den Raum und beschnuppert die kaffeetrinkenden Teilnehmer. Mit dabei ist auch Dragqueen Gisela Sommer, dem ein oder anderen vielleicht durch das Kiez-Bingo im SO36 bekannt, sie wird den Song Contest moderieren. Während sie auf hohen Hacken und im Glitzerdress zwischen den Halbfinalisten hin- und herstöckelt, verteilt sie noch gute Ratschläge. „Bleiben Sie Musiker, gehen Sie nicht auf Sitzungen. Das schadet der Gesundheit mehr als hohe Damenschuhe.“

Gisela Sommer wird beim Finale im SchwuZ wieder den „Goldenen Schlüpper“ der Jury überreichen. Statt eines Herrenslips werde es wohl dieses Mal ein Tanga, sagt sie. Der sei besser zwischen all den Preisen zu verstauen, die der ein oder andere schon zu Hause stehen habe.

Dirk Weidner aus der "Rocky-Horror-Show" ist auch dabei

Obwohl der Wettbewerb vor allem für Newcomer gedacht ist, gibt es durchaus ein paar alte Hasen, die mitmachen. Zum Beispiel Dirk Weidner aus Kreuzberg. Wer sich noch an die Kinderserie „Als die Tiere den Wald verließen“ erinnert, weiß, dass ein Duo namens Corinna und Dirk das Lied zum Abspann sang. Dirk tritt nun mit dem Song „Junge Riesen“ an, sonst arbeitet er als Theaterschauspieler und Musicaldarsteller, unter anderem als Franky in der „Rocky-Horror-Show“.

Die romantischste Geschichte haben wohl Itaca, bestehend aus Ossi Viola und Lo Selbo, die für Karlshorst antreten. Das Berliner Paar hatte sich umständlicherweise in Rom kennengelernt und macht seit 2012 miteinander Musik. In Italien sind sie schon auf Tour gewesen, jetzt soll es auch mit dem Heimatpublikum etwas werden.

Eine Antwort auf die Frage „Gibt es ein Leben in Haselhorst?“ findet sich vielleicht bei Team Rumpelstilzchen, die für Spandau-Haselhorst mit „Into the limelight“ antreten. Ein Fan unbekannterer Randbezirke ist Pianlola, die Sängerin tritt für Buch an, weil der Stadtteil in ihrem Lied „Kontrolleur“ vorkommt – auch wenn sie noch nie dort war. Laut Reglement durften die Künstler drei Stadtteile auswählen, für die sie antreten wollten – oder müssen notfalls einen adoptieren. Das Halbfinale des Berlin Song Contest findet am 10. und 11. April im BKA Theater am Mehringdamm statt, das Finale ist am 19. April im SchwuZ.

Mehr Infos unter: www.berlin-song-contest.de

Pascale Müller

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