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Berlin-Spandau: Adieu, Florida!

Ein Eis-Hersteller hängt an seinem Randbezirk. Olaf Höhn bleibt, weil es für Amerika zu spät ist.

Mensch, war das eine Geschäftsidee!“, sagt Olaf Höhn. „Ich als Eisverkäufer in den USA, in Florida. Allenfalls hundert Mille hätte ich in den Sand setzen können, 100 000 Mark, mehr nicht.“ Höhn schiebt sich einen Plastiklöffel Erdbeereis in den Mund und schüttelt den Kopf. „Hätte ich das in den Neunzigern bloß gewagt.“ Der Eisladen in den USA ist nie entstanden. Aber der in Spandau vor dem Fernbahnhof, in dem nun endlich alle ICE halten, von dem sich die Tourismussparte des Bezirks so viel erhofft.

Rund 3,3 Millionen Euro hat Höhn, 57, in die „Ellipse“ investiert. So heißt das markante Gebäude, das nun prominent zwischen Rathaus und Fernbahnhof steht. „Die Leute haben gesagt: Bist du wahnsinnig, wer investiert denn in Spandau?“ Und Höhn hat geantwortet: billige Grundstückspreise, wenig Konkurrenz, das Umland mit Nauen und Falkensee, gute und willige Arbeiter, das alles seien gute Gründe für Unternehmer, sich im Bezirk anzusiedeln. „Ich bin ja nicht in Spandau verliebt.“

Der Mann ist, wenn man so will, verantwortlich für einen der wenigen Exportschlager, die Spandau besitzt. Sein „Eiscafé Florida“ ist bekannt über die Bezirksgrenzen hinaus, er hat 120 Mitarbeiter. 400 Tonnen Eis produziert er jährlich und verkauft längst auch an die Ostsee.

Nun ist ein 3,3-Millionen-Euro- Projekt für einen riesigen Bezirk wie Spandau nicht gewaltig. Doch viele andere Vorhaben in Berlins Randbezirk konnten gar nicht erst umgesetzt werden: Das Bürogebäude Spandauer Tor war jahrelang eine Bauruine. Statt der „Siemens-Arena“ in Spandau wird am Ostbahnhof die Anschutz-Halle errichtet. Das große Kongress- und Hotelzentrum am Rathaus mit Yachthafen wurde nicht gebaut. Und der BND-Umzug in eine der vielen Kasernen oder der Tivoli-Park in der Jungfernheide – alles nur Illusion. Immerhin wurde die Wasserstadt realisiert, auch wenn es dort ähnlich zäh vorangeht wie in der Landstadt Gatow, die auf dem ehemaligen Flughafen der Briten entsteht.

Der Bezirk versucht es jetzt mit einem neuen Image, weg vom Havelbezirk, hin zur Zitadellenstadt. Denn Wasser hat ganz Berlin, eine so große und erhaltene Festungsanlage hat nur Spandau.

Früher war der Bezirk ein krisensicherer Industriestandort. Doch die Konzerne streichen Stellen, die Arbeitsplätze sind verloren. Andere Bezirke haben längst an ihrem Image gebaut. „IT-Firmen? Die gehen nach Mitte“, sagt Höhn. Designer? Nach Prenzlauer Berg. Die Wissenschaft? Nach Adlershof. Und Spandau? Es werde „nicht gerade einfacher“, Unternehmen anzusiedeln, wenn 2011 der einzige Flughäfen in der Nähe, Tegel, geschlossen wird, sagt Höhn. Denn der neue, BBI, liegt am komplett anderen Ende der Stadt.

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