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Berlin: Berlin spricht für die Welt

Der polnisch-stämmige Soziologe Maciej Berlin ist ein Mitglied des Beirats, den der Integrationsbeauftragte Piening leitet

Verständigung muss im Kleinen klappen – das will der Berliner Integrationsbeirat selbst vormachen. Deutlich wird das schon bei der Beiratsvertreterin für die Türken: Sie heißt Havvi Engin. Die 35-jährige Erziehungswissenschaftlerin teilt sich den Job mit Talibe Süzen – einer Kurdin. Vor einigen Jahren wäre so ein Jobsharing unter Berliner Türken undenkbar gewesen. Doch die Zeiten ändern sich, und sie wollen verändert werden.

Die Einrichtung geht zurück auf die Koalitionsvereinbarung von SPD und PDS. Die 24 Vertreter wollen etwa vier Mal im Jahr zusammenkommen, um den Senat zu beraten. Dass der Beirat mehr sein soll als eine Alibi-Institution, dafür spricht seine Zusammensetzung. Denn dem Gremium gehören die Staatssekretäre aller Senatsverwaltungen an, Arbeitgebervertreter wie die IHK, Gewerkschaften, der Landessportbund und Vertreter weiterer gesellschaftlicher Gruppen. Auch sechs Berliner nichtdeutscher Herkunft wurden von insgesamt 80 wahlberechtigten ausländischen Vereinen bestimmt – jeder von ihnen steht für eine Weltregion.

So spricht Manal Seifeldin für die „Region Fernost, Afrika, Süd-, Mittel- und Nordamerika“. Ana Kraner vertritt das ehemalige Jugoslawien, Tatjana Forner wurde als Sprachrohr der „ehemaligen Sowjetunion“ gewählt. Walid Chachrour setzt sich für die Regionen „Naher und Mittlerer Osten, Pakistan und Indien“ ein – und der Mann mit dem schönen Namen Maciej Berlin ist Vertreter der Region „EU und Beitrittsländer“.

So viele unterschiedliche Interessen, so viele Kulturen aus allen Gegenden dieser Welt – wie lässt sich da ein homogenes Meinungsbild erstellen? „Unsere Interessen sind ähnlicher als man denkt“, sagt der 28-jährige Kommunikationssoziologe Berlin, der aus Polen stammt. Der Beirat unter der Geschäftsführung des Landesintegrationsbeauftragten Günter Piening will Berlin zufolge nicht etwa einzelne Fälle von Diskriminierung diskutieren, sondern „die strukturellen Rahmenbedingungen verändern“. Eines der Hauptthemen: Die hohe Arbeitslosigkeit von Migranten. „Das ist der Schlüssel zur Lösung von Problemen wie Gewalt und Kriminalität“, ist die Beiratsvorsitzende Petra Leuschner überzeugt. Das Gremium wird auch Empfehlungen aussprechen zu Themen wie der Sprachförderung von Kindern und zur Kulturpolitik.

Maciej Berlin hat ein Beispiel für die Ungleichbehandlung der verschiedenen Ethnien in der Stadt parat. „2001 waren 13 Prozent der Bevölkerung Migranten, aber nur 0,07 Prozent des Berliner Kulturetats gingen an Migrantenprojekte.“ Der Beirat will sich deshalb auch für ein Landesantidiskriminierungs- und Integrationsförderungsgesetz stark machen. Noch ein Gesetz? „Ja“, sagt Berlin, „das brauchen wir. Sonst wird das Land beispielsweise bei der Vergabe öffentlicher Aufträge nie Integrationskriterien berücksichtigen.“

Annette Kögel

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