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Berlin-Tegel: Gefängnis wies gesuchten Totschläger ab

Ein Mann wollte sich der Justiz stellen. Doch der Pförtner glaubte ihm nicht

Ein Justizangestellter der JVA Tegel hat am Abend des Karfreitag einen Mann, der sich stellen wollte, wieder abgewiesen. Der Wachmann an der Pforte des Gefängnisses empfahl dem 48-Jährigen, sich stattdessen doch besser bei der Polizei zu melden. Dem Vernehmen nach hatte sich Janusz M. an der Tegeler Pforte mit den Worten „Ich hab’ noch was abzusitzen“, gemeldet. Tatsächlich stellte sich Janusz M. dann wenig später beim Tegeler Polizeiabschnitt – wo der gebürtige Pole festgenommen wurde. Gegen M. lagen zwei offene Haftbefehle wegen Totschlags vor. Die Tegeler Pforte kennt M. gut, insgesamt drei Mal war er wegen Totschlags verurteilt worden.

Die Justiz versuchte die Panne gestern so zu begründen: M. sei betrunken gewesen und habe keine Papiere dabei gehabt. Hätte die Justiz M. da behalten, hätte man dies als Freiheitsberaubung auslegen können – diese Begründung führte zu Heiterkeitsausbrüchen bei der Polizei. „Man hätte uns ja einfach holen können“, sagte ein Kriminalbeamter. Wie es hieß, hatte sich M. Mut angetrunken und sich dann gestellt – um reinen Tisch zu machen. 1989 hatte M. den 52-jährigen Helmut R. nach einem Streit mit einem Messer getötet und die Leiche in das Tegeler Fließ geworfen. Er wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. 1999 offenbarte sich M. – „um reinen Tisch zu machen“. Zu dieser Zeit saß er gerade eine zehnjährige Strafe wegen eines anderen Totschlags ab. Wann und wieso M. zuletzt auf freien Fuß gesetzt worden war, konnte die Justiz gestern nicht klären. Der 48-Jährige hatte offenbar gegen Bewährungsauflagen verstoßen und sollte die Reststrafe absitzen. Deshalb lag ein Haftbefehl gegen ihn vor. Seine erste Tat hatte er 1984 begangen, auch damals war Alkohol im Spiel. M. tötete eine 72-Jährige mit 70 Stichen. Die Strafe für diese Tat hat er vollständig verbüßt.

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