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Berlin-Tegel: Lärm, Enge, Personalmangel

Jede Woche gehen in der Redaktion Briefe von Strafgefangenen ein, in vielen werden angebliche Missstände geschildert. Stellungnahmen dazu lehnt die Justizverwaltung meist ab, „da es zu Einzelfällen keine Auskunft gibt“. Zudem liegen dem Tagesspiegel die „Anhörungsniederschriften“ der an der Meuterei im Dezember 2005 in der JVA Tegel beteiligten Gefangenen vor. Wir dokumentieren typische Klagen aus Briefen und internen Protokollen.

ESSEN

N.H.: „Das Essen wird schlechter, die Brotration wird weniger.“ A.S.: „Die Beamten können sich in der Küche jederzeit bedienen, wir kriegen nicht mal Nachschlag.“ M.Z.: „Zu kalt.“

MEDIZINISCHE VERSORGUNG

N.H.: „…man wird selbst bei Schmerzen durch Bedienstete nicht ernst genommen. Ich saß mehrere Tage mit Schmerzen auf meinem Haftraum und konnte nichts dagegen machen. Mir wurden letztlich nur Tabletten gegeben.“ H.M.: „Seit 2005 bemühe ich mich um eine Behandlung meines Kiefers. Die Verantwortlichen nehmen in Kauf, dass ich unter starken Beschwerden und Schmerzen leide. Als einzige Behandlung wurde mir angeboten, alle Zähne zu entfernen.“

DROGEN

M.V.: „Menschen mit Drogenproblematik wie ich haben es sehr schwer, unterstützt zu werden.“ I.W.: „Hier gibt es alle Drogen, aber keine Hilfe.“

BAULÄRM

R.S.: „Durch die infernalische Lärmbelästigung (durch Sanierung der Altbauten, die Red.), der wir 8 bis 10 Stunden lang täglich seit Monaten schutzlos ausgeliefert sind, breiten sich Kopfschmerzen und Stress aus. Der Feinstaub setzt sich in den Zellen, auf dem Essen und in unseren Lungen ab.“

BAUMÄNGEL

R.K.: „Wenn zwei Herdplatten defekt sind, können 30 Inhaftierte nur auf zwei Platten kochen, was kaum möglich ist. Auf die Reparatur wartet man mehrere Wochen.“

ARBEIT

R.S.: „Es gibt zu wenig Arbeitsplätze hier. Ich konnte in sieben Jahren nur einen Monat arbeiten. Ohne Arbeit sitzt man nur rum. Bei uns in Haus 3 (dort sitzen Langstrafer ein, die Red.) sind 40 Prozent ohne Arbeit, zum Teil jahrelang.“

KLEINE ZELLEN

D.K.: „Es ist ein Skandal, dass seit Jahren Gefangene menschenrechtswidrig untergebracht sind.“ (Nach offiziellen Angaben der Justiz sind derzeit 166 Gefangene verfassungswidrig untergebracht, die Red.)

TELEFONE

T.W.: „Vor Weihnachten gab es zu wenig Telefonkarten, weil es nur ein bestimmtes Kontingent gibt. Gerade zu den Feiertagen will man telefonieren.“

BETREUUNG

M.C.: „Ein angekündigtes Anti-Gewalttraining fand nie statt. Es wurden Zusagen gemacht, die nie eingehalten wurden.“ M.V.: „Ich kann mich fast nie mit Alltagsproblemen an einen Bediensteten wenden, da entweder keiner da ist oder niemand Bescheid weiß.“

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