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Berlin-Tegel: Schwerverbrecher nach 22 Jahren Gefängnis frei

Nach gut 22 Jahren im Gefängnis ist gestern Chris W. aus der Sicherungsverwahrung entlassen worden.

Der 51-Jährige verließ am Vormittag die JVA Tegel. W. gehört zu den neun Sicherungsverwahrten, die nach der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) bereits 2010 freikommen sollten, da sie länger als zehn Jahre in Sicherungsverwahrung (SV) saßen. Die Berliner Justiz hatte W.s Freilassung jedoch wegen einer angeblichen Gefährlichkeit blockiert; am Dienstag jedoch ordnete das Kammergericht in letzter Instanz das sofortige Ende der SV an. Ein Gutachter hatte, wie berichtet, bei Chris W . lediglich ein „geringes“ Rückfallrisiko gesehen, da er eine langjährige Lebensgefährtin hat. W. war 1989 wegen Vergewaltigung und Körperverletzung zu sieben Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. In den kommenden fünf Jahren steht er nun unter Führungsaufsicht. Die Auflagen sind streng, er wird aber nicht von der Polizei observiert. So darf er keinen Alkohol trinken und muss eine während der Haft begonnene Heroinsubstitution fortsetzen – jeder Rückfall ist nach Justizangaben bereits eine Straftat.

Am 1. Dezember sollen mit Hans W. und Günter J. zwei weitere Sicherungsverwahrte entlassen werden, nach 25 bzw. 24 Jahren Aufenthalt in Tegel. Auch sie profitieren vom EGMR-Urteil.

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