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Die Rumpelbude im Tiergarten. Zur Biergartensaison soll es einen Baustopp geben.

© Helena Davenport

Berlin-Tiergarten: Café am Neuen See wird zur Baustelle

Promis, Studenten, Flaneure: Das Café im Tiergarten ist eine echte Nummer. Jetzt wird dort mit schwerem Gerät gearbeitet. Gäste müssen ausweichen.

Wie sieht’s denn hier aus? Die Gäste des Cafés am Neuen See müssen derzeit mit einem hölzernen Ausweichquartier Vorlieb nehmen. „Wie eine Almhütte sieht der provisorische Bau aus, das passt doch zur Jahreszeit“, scherzt Restaurantbesitzer Roland Mary. Damit eine ordentliche Kontinuität im Restaurantbetrieb gewährleistet werden könne – wie er sagt –, werden gerade rechts und links vom Mittelbau neue Fundamente gelegt. Und da die Betonfräse so laut ist, hat Mary auch die Öffnungszeiten für das Kultcafé im Großen Tiergarten angepasst: Bis Ende Januar hat es unter der Woche erst ab 16 Uhr geöffnet. An Wochenenden beginnt der Betrieb wie gewohnt morgens um 9 Uhr.

Das Café ist eine echte Nummer in der Stadt, zumindest im Westen Berlins. 1947 wurde der Flachbau an der Lichtensteinallee erbaut – mit den Baumitteln, die man in der Nachkriegszeit zur Verfügung hatte. Anfangs sei das Café insbesondere für sein Telefon bekannt gewesen, weiß Mary – Gäste ließen sich in dem Lokal anrufen.

Chef Roland Mary in seinem anderen Laden, dem Borchardt (Archivbild)
Chef Roland Mary in seinem anderen Laden, dem Borchardt (Archivbild)

© Doris Spiekermann-Klaas

Man habe sich dort einen Kaffee bestellt und dann stundenlang gewartet. 1994 übernahm der gelernte Augenoptiker Mary den zu der Zeit fast vergessenen Laden und möbelte ihn wieder auf. Dort sah man nun zwischen Kuchen, Bierhumpen und Ruderboot Schauspieler und Studenten, Fußballer und Flaneure. Ein Idyll im schattigen Tiergarten.

Mary betreibt auch das Borchardt

Eine Baustelle ist es nun schon zwei Jahre. 2017 hatten die Umbauarbeiten begonnen, danach war es lange ruhig. Im Zuge der ersten Phase hatte man die alten Hochbunker neben dem Wintergarten sprengen lassen – ebenfalls bei laufendem Restaurantbetrieb. Von den 250 Quadratmetern rechts und den 250 Quadratmetern links, auf denen sich die beiden Schutzräume erstreckten, hätten zuvor jeweils nur 15 Quadratmeter genutzt werden können, erzählt Mary.

Der Rest sei von Beton ausgefüllt gewesen – allein die Decke habe eine Dicke von 2,80 Metern gehabt. „Wir haben uns dann entschlossen, den kostspieligen Umbau zu machen“, erzählt der Saarländer, der in Berlin mehrere Restaurants betreibt, auch das „Borchardt“ am Gendarmenmarkt – noch so eine Nummer in der Stadt.

Der Grund für den Umbau: Logisch, mehr Platz wird benötigt. Die Küche soll größer, die Toiletten sollen ausgebaut werden und darüber hinaus soll mehr Lagerfläche entstehen. Außerdem wünscht sich der Gastronom ein bisschen mehr Gastraum. Der Flachbau in der Mitte soll allerdings bleiben, wie er ist. Denn den Charme zu erhalten, das sei ihm sehr wichtig, betont Mary.

Bis zum Frühling soll der Umbau des Cafés abgeschlossen sein, für die Biergartensaison sei ein Baustop eingeplant, so der Gastronom. Erst in den Herbstmonaten soll der Umbau dann voranschreiten, sodass im kommenden Winter die neuen Räume eingeweiht werden können.

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Helena Davenport

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