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Berlin: Berlin und Bonn im Häuserkampf - Außenstelle am alten Regierungssitz ist nur schwer zu verkaufen

Seit drei Jahren will das Land Berlin seine Landesvertretung in Bonn verkaufen, aber die Blütenträume wollen einfach nicht reifen. Der Erlös für die beiden Jahrhundertwende-Villen samt Gärten - das Verwaltungsgebäude in der Joachimstraße 7 und das gegenüber liegende Gästehaus in Nummer 6-8 - dürfte viel bescheidener ausfallen als ursprünglich erwartet.

Seit drei Jahren will das Land Berlin seine Landesvertretung in Bonn verkaufen, aber die Blütenträume wollen einfach nicht reifen. Der Erlös für die beiden Jahrhundertwende-Villen samt Gärten - das Verwaltungsgebäude in der Joachimstraße 7 und das gegenüber liegende Gästehaus in Nummer 6-8 - dürfte viel bescheidener ausfallen als ursprünglich erwartet. Zwei Umstände drücken auf die Immobilienpreise. Zuerst purzelten sie wegen des Hauptstadtumzuges. Und jetzt will Bonn die Nutzung der Gegend nur noch für Wohnzwecke zulassen.

Der Senat liegt mit der Bonner Stadtverwaltung im Clinch. Er will schriftlich wissen, wie weit die Gebäude gewerblich genutzt werden können. Ein Brief des Senatskanzleichefs Volker Kähne an Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ist unterwegs. Bisher, heißt es, sei nur mündlich Entgegenkommen der Stadt Bonn signalisiert worden, dass man Büronutzungen im Erdgeschoss zulassen könnte, die weiteren Etagen aber nur für Wohnungen. Die Joachimstraße in der Bonner Südstadt ist als Wohngegend ausgewiesen. Als Bonn Hauptstadt war, ließ man mit Rücksicht auf die Ländervertretungen und Botschaften gewerbliche Nutzung zu. Das soll künftig nicht mehr gelten. Man will keine Zweckentfremdung mehr, keine Entwicklung zu "Büropalästen". Da Gewerbemieten teurer sind als Wohnungsmieten und die erzielbaren Mieten Grundlage des Verkehrswertes sind, kann Bonn also Berlin einen dicken Strich durch die schöne Verkaufsrechnung machen.

Die ersten Gutachten des Bausenators fielen 1996 noch sehr optimistisch aus. Das Dienstgebäude sollte dem Berliner Stadtsäckel 4,6 Millionen Mark einbringen, das Gästehaus 4,3 Millionen Mark. 1999 musste man im Zuge des Hauptstadtumzuges die Gutachten auf jeweils rund 3,4 Millionen Mark nach unten korrigieren. Nach neuester Schätzung wird das Gästehaus bei Wohnnutzung nur noch mit 2,3 Millionen Mark veranschlagt; für das Verwaltungsgebäude liegt noch kein neues Gutachten vor. Es dürfte aber nicht viel anders ausfallen, heißt es in der Senatskanzlei. Finanzsenator Peter Kurth, der über die Veräußerungen verhandelt, will mehr herausholen. Er hüllt sich über Schätzwerte und Preisvorstellungen allerdings in Schweigen, "um seine Verhandlungsposition nicht zu schwächen".

Für das Verwaltungsgebäude - 1064 Quadratmeter Bürofläche bei 1593 Quadratmeter Gesamtgrundstücksfläche, 34 Räume, rund 800 Quadratmeter Garten - gibt es nach Angaben der Senatskanzlei derzeit zwei konkrete Angebote von einem Privatmann und einer Projektentwicklungsfirma namens Rhenum, ferner einen dritten Interessenten, ebenfalls ein Privatmann. Das Dienstgebäude könne man auch zuerst entbehren, hieß es schon 1997, als Kurths Amtsvorgängerin Annette Fugmann-Heesing die Freigabe erteilte, einen Makler mit dem Verkauf zu beauftragen. Das kleinere, aber anspruchsvoll ausgestattete Gästehaus (921 Quadratmeter Bürofläche; 1171 Quadratmeter Gesamtgrundstücksflähe) war die "gute Stube" der Landesvertretung für Repräsentationszwecke. Dort nächtigen noch der Regierende Bürgermeister, der Berlin-Bevollmächtigte beim Bund und Senatsbedienstete, wenn sie in Bonn zu tun haben. Offenbar lässt es sich schwerer verkaufen; Angebote liegen noch nicht vor.

Die Berliner Landesvertretung in der Joachimstraße ist so alt wie die Bundesrepublik. Man fing klein an in Bonn. 1949 mietete Berlin einen Teil des heutigen Gästehauses. Er wurde Mitte der fünfziger Jahre gekauft - wie alte Hasen erzählen, für den Spottpreis von 149 000 Mark. Der zweite Teil wurde 1965 gekauft, das andere Gebäude 1959.

Inzwischen sind beide Häuser ziemlich verwaist. Nur noch zwei Dutzend Bedienstete arbeiten dort, davon ganze drei im Gästehaus. Die fidele "Kneipe" im Keller des Gästehauses, in der einst Kungelrunden bei Wein und Bier die politischen Strippen zogen, ist schon seit letzten Sommer zu. Im Schummerlicht der "Kneipe" machten Herbert Wehner, Willy Brandt und der CSU-Politiker Carl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg 1966 sogar große Politik; sie verabredeten die Große Koalition. Und vor dem Hauptstadtbeschluss des Bundestages 1991 leistete dort der damalige Bundessenator Peter Radunski seinen Teil der Überzeugungsarbeit für Berlin.

Im Sommer, wenn der Bundesrat sein Berliner Domizil, das historische Preußische Herrenhaus in der Leipziger Straße, bezieht, wird auch die Landesvertretung in Bonn dicht gemacht. Ob der Verkauf bis dahin klappt, ist ungewiss. Wenn der Senat viel Glück hat, deckt der Erlös gerade die Kosten für die Einrichtung der "Außenstelle der Senatskanzlei" in der Wilhelm-/Ecke Dorotheenstraße. Dort, mitten in der Regierungsmeile, sitzen seit Januar der Berlin-Bevollmächtigte beim Bund, Staatssekretär Gerd Wartenberg, und seine Beamten der Abteilung Bundesangelegenheiten. Die Außenstelle dient der Kontaktpflege zu Bundesregierung und Bundestag auf kurzen schnellen Wegen. Eine repräsentative Landesvertretung zur Selbstdarstellung braucht der Senat in Berlin nicht mehr.

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