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Berlin: Berlin von seiner besten Seite

Frech und fröhlich machte sie auf der Bühne Karriere: Zum 75. Geburtstag der Volksschauspielerin Edith Hancke

Eigentlich wollte sie ja kürzer treten. Das nahm sich Edith Hancke jedenfalls vor, als sie 65 Jahre alt wurde. Das ist auf den Tag genau zehn Jahre her – heute feiert „das kleine süße Geschöpf“ seinen 75. Geburtstag. Die liebevolle Bezeichnung fand 1949 ein Zeitungsmensch für die Schauspielerin, die in Ibsens „Wildente“ im RenaissanceTheater neben Käthe Haack debütierte. Das „Kürzertreten“ sah bei der beliebten „Volksschauspielerin vom großstädtischen Typus“ – so der Tagesspiegel zum 60. Geburtstag der Hancke – in diesem Jahr bisher so aus: Vom 19. März bis zum 14. September tourte sie mit dem „Fenster zum Flur“ durch Deutschland, zuletzt spielte sie in Hamburg. Ihren Sonnenschein hat sie immer mit dabei; auf der Bühne und seit 31 Jahren geht sie mit ihrem Ehemann und Kollegen Klaus Sonnenschein durchs Leben. Er wies gestern bei der Suche nach seiner Frau den Weg – ins Theater am Kurfürstendamm. Dort zeichnete der RBB einen „Gernsehabend“ mit Edith Hancke auf, der am 18. Oktober anlässlich ihres Geburtstages gesendet werden soll.

Das größte Geschenk gibt es erst im Januar – da taucht sie mit ihrem Mann nach Mauritius ab. Zunächst wird Edith Hancke am Freitag mit Freunden wie Dagmar Biener, Curth Flatow und Otfried Laur in fröhlicher Runde tafeln – ausnahmsweise nicht daheim in Schlachtensee, sondern in einem Lokal. Dass ihr liebster Kollege Günter Pfitzmann nicht dabei sein kann, „das habe ich innerlich noch nicht akzeptieren können“, sagte sie gestern. Nicht mal auf seinem letzten Weg konnte sie ihn begleiten, als Pfitzmann starb, da musste sie in Essen auf der Bühne stehen.

Was ihr heute blüht, wusste das Sonntagskind vom 14. Oktober 1928 gestern schon ganz genau. Abends wird ihr Sandra Maischberger Löcher in den Bauch fragen und tagsüber unentwegt das Telefon klingeln. „Da komme ich zu nichts“, sagte sie mit ihrer kieksigen Stimme – längst das Markenzeichen der Hancke und von der „Stimme der Kritik“, Friedrich Luft, 1951 als „authentischen Ton des frechen Berliner Kellerkindes“ gelobt. Dabei war sie nie ein Kellerkind, sondern die in Charlottenburg geborene Tochter eines Bankkaufmanns. Die hat sich längst das Bundesverdienstkreuz verdient, feierte 1999 ihr 50. Bühnenjubiläum und kann die „Goldenen Vorhänge“ des Berliner Theaterpublikums kaum noch zählen.

Als eine Schauspielerin, die es mit Luther halte und dem Volk aufs Maul schaue, würdigte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gestern das Geburtstagskind: „Ich kann nur sagen: Det sind Se“. Auch Parlamentspräsident Walter Momper gratulierte schon am Montag: „Edith Hancke – das ist Berlin von seiner besten Seite.“ Und die wird auch 2004 häufig zu sehen sein – dann geht Edith Hancke wieder auf Tournee. hema

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