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Berlin: Berlin vor der Wahl: Die SPD profitiert von der unsicheren Weltlage

Im Wettbewerb um die Wählergunst gewinnt die SPD weiter an Boden. Würde am Sonntag gewählt, hätten die Sozialdemokraten gute Chancen, mit 33 Prozent der Stimmen nach vielen Jahren wieder stärkste Partei in Berlin zu werden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Im Wettbewerb um die Wählergunst gewinnt die SPD weiter an Boden. Würde am Sonntag gewählt, hätten die Sozialdemokraten gute Chancen, mit 33 Prozent der Stimmen nach vielen Jahren wieder stärkste Partei in Berlin zu werden. Die CDU käme nur auf 27 Prozent der Stimmen und die PDS müsste sich mit 17 Prozent begnügen. Für die FDP entschieden sich 10 und für die Grünen 8 Prozent der Wähler. Eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition wird von den Berlinern favorisiert, während ein SPD/PDS-Bündnis wenig Anklang findet.

Zum Thema Online Spezial: Berlin-Wahl 2001 WahlStreet.de: Die Wahlbörse bei Tagesspiegel Online Foto-Tour: Die Berliner Spitzenkandidaten Dies ergab eine repräsentative Umfrage von Infratest/dimap, die im Auftrag des Tagesspiegel und des SFB am Donnerstag erhoben wurde. Nach Ansicht der Meinungsforscher widerspiegeln diese Ergebnisse "in besonderer Weise die Auswirkungen der Terroranschläge in den USA". Die Entwicklung der internationalen Lage werde sich deutlicher im Wahlergebnis niederschlagen als normalerweise bei Landtagswahlen. Bankenkrise und Haushaltsprobleme seien als Wahlkampfthemen in den Hintergrund geraten. In den USA scharten sich die Bürger jetzt um den Präsidenten und die Fahne, in Deutschland werde der Bundeskanzler stärker unterstützt und in Berlin mache sich "das Problem der inneren Sicherheit und die Angst vor Anschlägen" ebenfalls zugunsten der Regierungspartei SPD bemerkbar.

Von dieser Stimmungslage profitieren offenbar nicht nur die Sozialdemokraten, sondern auch der Regierende Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit und die rot-grüne Koalition insgesamt. Könnten die Berliner ihren Regierungschef direkt wählen, müsste sich Wowereit um den Wahlsieg derzeit keine Sorgen machen. Er legte bei der Umfrage mit 46 Prozent der Stimmen kräftig zu, während der bundesweit prominente PDS-Kandidat Gregor Gysi (23 Prozent) und der junge CDU-Politiker Frank Steffel (16 Prozent) schmerzhafte Einbußen hinnehmen mussten. Vor dem Attentat lagen alle drei in der Wählergunst wesentlich näher beieinander. Grafik: Die Sonntagsfrage Die Spitzenkandidaten Auf die Frage, welches Regierungsbündnis für Berlin sehr gut oder gut wäre, antworteten in der Umfrage 45 Prozent der Wahlberechtigten: SPD und Grüne. Eine Ampelkoalition, eine Große Koalition oder eine konservativ-liberale Mehrheit fänden weniger Zustimmung. Für eine Zusammenarbeit zwischen SPD und PDS könnten sich nur 21 Prozent erwärmen. Rechnerische Mehrheiten gibt es jetzt für drei Konstellationen: für eine Ampelkoalition, für Rot-Rot und die Wiederauflage der Großen Koalition.

Die PDS hat es momentan besonders schwer. Im Vergleich zur Umfrage vor dem Terrorangriff stürzte sie bei der "Sonntagsfrage" im Ostteil der Stadt von 43 auf 34 Prozentpunkte ab, im Westen kam sie über5 Prozent der Wählerstimmen nicht hinaus. Das Wählerverhalten in Ost und West weicht allerdings nicht nur bei der PDS stark voneinander ab. Auch für die CDU und die FDP ist dies ein ernsthaftes Problem. Laut Infratest/dimap kommen die Christdemokraten im Westteil Berlins noch auf 32 Prozent der Stimmen, im Ostteil wollen aber nur 18 Prozent die CDU wählen. Die Freien Demokraten können sich im Westen über 13 Prozent freuen, im Osten kommen sie nur auf 4 Prozent. Bei SPD (34/33 Prozent) und Grünen (9/7 Prozent) sind die Unterschiede hingegen gering.

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