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Berlin: Berlin wird verkaufsoffene Stadt

BERLIN .Berlin, verkaufsoffene Stadt: Dieser Wunsch vieler Kunden könnte ab Januar 1999 in den Citybereichen Wirklichkeit werden.

BERLIN .Berlin, verkaufsoffene Stadt: Dieser Wunsch vieler Kunden könnte ab Januar 1999 in den Citybereichen Wirklichkeit werden.Sowohl Geschäfte in den Potsdamer Arkaden und als auch dem Europa-Center haben zahlreiche Anträge auf Öffnungszeiten bis 22 Uhr und darüber hinaus gestellt.Die Center hoffen auf einen Domino-Effekt, der weitere Händler in den Citylagen zu Öffnungszeiten Richtung Mitternacht animiert.Die Initiative könnte sich allerdings wieder in den Fallstricken der Gesetzgebung verheddern.

Den größten Widerhall fanden die Aufrufe der Center-Manager, Anträge auf Öffnungszeiten bis 22 Uhr, in Einzelfällen gar bis 24 Uhr zu stellen, bisher im Europa-Center: Auf einen Schlag stellten 25 der rund 80 Mieter des Centers an der Tauentzienstraße entsprechende Anträge.Knapp zehn verfügen bereits über eine Genehmigung.

Zögerlicher zeigen sich die Mieter am Potsdamer Platz.Dort hatten die Arkaden-Manager eine solche Initiative angekündigt.Bei den Anträgen, die jeder Händler einzeln stellen muß, sieht es aber anders aus.Bislang trafen nach Angaben der Genehmigungsbehörde, der Senatsverwaltung für Gesundheit, bisher nur vier Anträge ein.Vor allem kleinere Ladeninhaber glauben, daß das Mehr an Betriebs- und Personalkosten nicht durch stärkere Umsätze aufgewogen wird.Auch viele große Laden-Ketten - viele von ihnen mit Zentralen fernab von Berlin - sind zurückhaltend, weil es keine betrieblichen Vereinbarungen über eine Beschäftigung einfacher Angestellter nach 20 Uhr gibt.

Dennoch - nimmt man die lediglich 75 Ausnahmegenehmigungen zum Maßstab, die in den Jahren zuvor von den Geschäften in den Innenstadtbereichen Ost und West, den sogenannten touristischen Zentren, in Anspruch genommen wurden, ist die Antragswelle ein beachtlicher Anfang.Die sehr erfolgreichen Sonderverkaufstage hätten den Händlern gezeigt, daß sich längere Öffnungszeiten lohnen, meint Petra Nußbaum, Sprecherin der Werbegemeinschaft der Europa-Center-Händler.

Damit die nächtlichen Öffnungszeiten nicht allein auf die Einkaufszentren beschränkt bleiben, sondern auch in den umliegenden Einkaufsmeilen Normalität werden, unterstützen die Händlergemeinschaften der City West und der Friedrichstraße mit Briefen an die Einzelhändler die Aktion."Wir schreiben alle Mitglieder an", sagt Manuela Remus-Woelffling.

Wesentlich angestoßen wurde die Initiative von der zuständigen Senatsbehörde."Sehr wohlwollend", werde man die Einbeziehung des Potsdamer Platzes in ein touristisches Zentrum prüfen, ließ Christoph Abele, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit, schon vor einigen Wochen die Händler wissen.Zwar dürfen die Läden in den Touristikzentren laut Ladenschlußgesetz eigentlich nur touristischen Bedarf verkaufen, doch auch hier zeigen sich die Behörden liberal."Verkauft wird, was der Kunde raustragen kann", meint eine Mitarbeiterin der Senatsverwaltung für Gesundheit.

Als Hindernis auf dem Weg zum nächtlichen Shopping könnte sich das vor zwei Jahren novellierte Ladenschlußgesetz erweisen, das die Beschäftigten schützen soll.Es hindert vor allem größere Betriebe daran, Angestellte nach 20 Uhr hinter die Ladentheke zu stellen.Der Weg des Unternehmers Dussmann, einfache Mitarbeiter flugs zu Prokuristen zu befördern, damit sie nach 20 Uhr verkaufen können, ist mitnichten ein allgemein gangbarer Weg."Das birgt zuviel rechtliche Unsicherheiten", meint Jürgen Fechner, Leiter des Europa-Centers.

KLAUS WIEKING

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