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Passanten schützen sich am Brandenburger Tor mit Schirmen vor dem Regenwetter.

© dpa

Berlin wird vom Juni kalt erwischt: Viele Freiluftveranstaltungen fallen ins Wasser

Es regnet, es stürmt und es ist kalt. Die Temperaturen fühlen sich derzeit eher herbstlich an und dementsprechend sind die Berliner wenig unternehmungslustig. Ein Bericht, wie Freiluftveranstalter mit dem Wetter umgehen.

Es könnte so schön sein: Mit dem Drink in der Hand im Liegestuhl, die Spree vor der Nase und die Museumsinsel direkt nebendran. „Aber wer will schon Wasser von vorne und von oben?“ Die rhetorische Frage beantwortet Sylke Bluhm von der Strandbar Mitte gleich selbst: „Eine volle Strandbar sieht anders aus.“ Geöffnet ist hier trotzdem jeden Tag; wenn es nicht regnet, schauen auch bei Kälte und grauem Himmel ein paar Leute vorbei. „Touristen, die von der Museumsinsel kommen, wärmen sich dann bei heißem Tee und Pizza aus dem Steinofen bei uns auf“, erzählt Bluhm. Tee und Heißes aus dem Ofen – und das Anfang Juni! Der Start in die Sommersaison hätte vielerorts besser laufen können.

Am Badeschiff auf der Spree in Treptow sieht es ähnlich aus: „Wir brauchen ganz dringend gutes Wetter“, sagt Barfrau Julia Stellmach. Pool, Bar und Strandbereich sind täglich trotzdem ab acht Uhr geöffnet. „Bei starkem Regen schließen wir nachmittags, für die Unermüdlichen, die sich vom Wetter nicht abhalten lassen, haben wir natürlich länger auf.“ Einige Open-Air-Events mussten wegen des schlechten Wetters ausfallen.

Andere dagegen haben Grund zur Freude: „Zu uns kommen deutlich mehr Kunden als in den Frühsommern der vergangenen Jahre“, sagt Özgür Bayraktar, Geschäftsführer des Türkischen Hamams Sultan in Schöneberg. „Wir merken deutlich, dass die Leute auf der Suche nach Wärme sind.“ Besonders in die Sauna und ins heiße Dampfbad zieht es die Besucher. „Das ist für Juni schon ungewöhnlich“, sagt Bayraktar. Aber trotz des guten Geschäfts wünscht auch er sich, dass der Sommer bald kommt: Der Besuch im Türkischen Bad solle schließlich etwas Besonderes bleiben.

„Wir sind auf alle Wetterlagen eingerichtet“, sagt Hochzeitsplanerin Bärbel Riller von der Berliner Agentur „Die Hochzeiter“. Wenn ein Fest im Freien stattfindet, werden auch immer genügend Pavillons dazu organisiert. „Zum Glück haben wir einen flexiblen Zeltbauer, der bei Regen und Sturm auch noch mal schnell vor Ort das Zelt abdichtet“, so Organisatorin Riller. In diesem Jahr seien fast alle Hochzeiten verregnet gewesen. Der Stimmung tue das aber keinen Abbruch.

Geraten die Treetbote jetzt in Seenot? - Ein Kurzinterview mit Bootsverleiher Rainer Polauke

Anruf bei Rainer Polauke, 62, Betreiber des Bootverleihs Rent’a’Boat im Treptower Park. Seine 45 Tretboote, 9 Paddelboote, 6 Ruderboote und 2 Motorboote sind eher wenig in Bewegung.

Herr Polauke, denken Sie darüber nach, den Job zu wechseln?
Nee, warum sollte ich?

Na, weil Ihnen das Geschäft gerade völlig verregnet!
Ach, man darf doch im Leben nicht gleich bei allem verzweifeln.

Haben Sie jetzt den ganzen Tag Zeit zum Kaffeetrinken und Faulenzen?
Nee, nee, das wäre schön. Im Büro und in der Werkstatt ist immer was zu tun. Na ja, ein bisschen mehr Freizeit habe ich schon. Statt wie sonst um 22 Uhr mache ich jetzt schon mal vor 18 Uhr dicht. Fast die Hälfte der Tage kommt keiner.

Ist das die bisher verheerendste Bilanz?
Schlimmer war nur mein allererstes Jahr 1986. Der Sommer war katastrophal, von hundert Tagen waren achtzig völlig verregnet. Da konnte ich meinen Betrieb nur barfuß betreten, weil alles unter Wasser stand.

Könnte man die Boote nicht wetterfest machen?
Das wäre zu teuer und würde außerdem nicht viel bringen. Die Gäste bleiben bei schlechtem Wetter eh zu Hause und die ganz Hartgesottenen kommen auch bei Regen. Meistens sind das Familien: „Ihr habt es doch versprochen“, lautet das Argument der Kinder. Die lassen sich vom Wetter nicht abschrecken.

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