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Berlin: Berlin zum halben Preis

Partygänger, Touristen und Feinschmecker – immer mehr Menschen nutzen Rabattkarten und Coupons

„Das fehlt bei uns noch“, dachte sich Karsten Roth, als er zum Tauchen in Amerika war. Dort gibt es überall Wandkästen mit Gutscheinen, die Rabatte für Läden, Kinos, Hotels und Sporteinrichtungen versprechen. Zurück in Berlin suchte der 30-jährige Existenzgründer interessierte Kunden und stellte dann ebensolche Kästen in den Szenekneipen von Friedrichshain und Prenzlauer Berg auf. Seine Idee wurde ein Erfolg. Mehr als 3,5 Millionen Coupons für „Satte Rabatte im Kiez“ hat er seit dem Frühjahr 2003 unter die Lokalgäste in Friedrichshain und Prenzlauer Berg gebracht.

Die City-Saver-Karten gibt es seit diesem Monat auch in Lokalen am Hackeschen Markt in Mitte und am Savignyplatz in Charlottenburg. Jeder Kasten enthält Rabatt-Angebote von 40 Firmen. Zwar finden sich unter den 100 teilnehmenden Betrieben, Läden und Restaurants auch deutschlandweit tätige Firmen, aber im Wesentlichen sollen die Rabattkarten gerade die Umsätze im jeweiligen Kiez ankurbeln. Karsten Roth glaubt, in Berlin im nächsten Jahr bereits zehn Millionen Karten verteilen zu können.

Karsten Roth sieht sein City-SaverSystem als Mittel, zielgenau zu werben. Wer Interesse an einem Angebot hat, nimmt den Coupon aus dem Kasten mit und löst ihn beim entsprechenden Geschäft ein. So offeriert das Imax-Kino am Potsdamer Platz zwei Karten zum Preis von einer. Eine Segelschule in Wannsee bietet eine kostenlose Schnupperstunde an. In einem Lebensmittelgeschäft bekommen Kunden bei einem Einkauf im Wert von mehr als zwölf Euro eine Flasche spanischen Wein gratis dazu.

Gerade die kleinen Betriebe nutzen das Angebot, um sich gegen die Kundenkarten der großen Kaufhäuser oder Tankstellenketten durchzusetzen. „Jeder zehnte Gutschein wird eingelöst“, sagt Georg Kaiser, Geschäftsführer von fünf Berliner Bio-Läden: „Das ist eine unglaubliche Quote“. Sein Coupon gibt einen Euro Nachlass auf Brote. „Es kommen auch Leute, die sich sonst nicht in einen Bio-Laden trauen.“

„Werbung über Gutscheine ist ein interessantes Mittel zur lokalen Kundenbindung“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Berliner Einzelhandelsverbandes, Nils Busch-Petersen. „Das ist sehr schnell zur Normalität geworden.“ Karsten Roth mit seiner City-Saver-Karte ist nicht der Einzige auf dem Berliner Markt. Die Partycard, die Club-Besuchern Rabatte bringt, hat derzeit 70000 Nutzer. „Immer mehr Clubs wollen sich am Angebot beteiligen“, sagt Daniel Girl, der die Karte seit zwei Jahren vertreibt.

Im vergangenen Jahr nutzten außerdem 500000 Touristen die Welcomecard, mit der man bei 105 Partner-Unternehmen Ermäßigungen erhält und drei Tage lang die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann. Martin Reinemann von der Agentur Kontor vertreibt die Südost-Card, die bei etwa 50 Geschäften in Treptow, Köpenick und Brandenburg Rabatte gewährt. Er rät den Betrieben, neben den Rabatten auch Sonderaktionen zu starten. „Vor allem regionale Verbünde bei Rabatten sind im Kommen. Dort ist der Nutzen für den Kartenbesitzer größer“, sagt Reinemann.

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Rabatte oder die Ausgabe von Kundenkarten mit der Angabe persönlicher Daten verbunden sind. „Viele Kunden wissen gar nicht, dass auf diese Weise Adressen für die Werbung gesammelt werden“, weiß der Sprecher des Datenschutzbeauftragten für Berlin, Volker Brozio. Deswegen gäbe es immer wieder Beschwerden, sagt Brozio.

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