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Berlin: Berlinale 2001: Die Berlinale, ein Praxisseminar

"Wer nicht bereit ist, mindestens 12 Stunden am Tag zur Verfügung zu stehen, braucht gar nicht erst teilnehmen." Donat Keusch, unüberhörbar Schweizer, spricht von seinem Praxisseminar.

"Wer nicht bereit ist, mindestens 12 Stunden am Tag zur Verfügung zu stehen, braucht gar nicht erst teilnehmen." Donat Keusch, unüberhörbar Schweizer, spricht von seinem Praxisseminar. Sein Praxisseminar ist die Berlinale.

Die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, die dffb, die in der achten und neunten Etage des Filmhauses im Sony-Center sitzt, befindet sich zur Zeit im Auge des Sturms. Das ganze Jahr über lernen hier knapp über 100 Studenten, wie man Filme macht. Und einmal im Jahr kommt dann der Berg zum Propheten. Da unten findet die Berlinale statt, nur eine schnelle Aufzugsfahrt entfernt: die Limos, die Hysterie, die konzentrierten Cineasten. Dann haben die Studenten plötzlich ihre Ziele dicht vor Augen. Und kriegen Berlinale-frei. Nur diejenigen, die bei Donat Keusch im Kurs sind, müssen mehr arbeiten, als je zuvor.

Um neun Uhr früh trifft man sich zur Lagebesprechung. Der Filmrechthändler Keusch gibt Hinweise: Wie gehe ich mit Kunden um?"Das Festival liefert eine einzigartige Struktur, die man aber auch nutzen muss". Seine Studenten führen deshalb Interviews mit Produzenten und potenziellen Geldgebern. "Eine der Aufgaben ist, ohne Einladung irgendwo eingelassen zu werden," sagt der Schweizer, der selbst inzwischen auf der Berlinale keine Einladung mehr nötig hat. Wertvoll sei dieses Angebot für seine Studenten. So wertvoll wie Lebenszeit. Die Berlinale hält er für "das bestorganisierte Filmfestival der Welt".

Das hindert ihn allerdings nicht daran, sich darüber zu empören, dass in Berlin nicht alle Filmstudenten automatisch Einlass zu allen Vorführungen erhalten. Schließlich, so sagt er, kümmerten sich andere Branchen auch um ihren Nachwuchs. Der soll nun am eigenen Leibe spüren, welche Funktion ein Festival im Filmmarkt erfüllt.

Keusch überschlägt kurz: Am Ende der Berlinale wird er rund 200 Stunden gearbeitet haben. Seine Studenten kaum weniger. Und wenn er sich mit seiner Truppe nicht verkracht, lädt er sie zu sich nach Hause ein. Zu einem Käsefondue.

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