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Wenn es auf der Berlinale zum Essen nicht nur den passenden Wein, sondern auch den passenden Film gibt, sind die Karten immer besonders schnell ausverkauft.

© Piero Chiussi

Berlinale 2017: Vorhang auf fürs Menü

Aufeinander abgestimmte Filme und Speisen machen das Kulinarische Kino zum Berlinale-Highlight. Am Freitag ging das Kulinarische Kino mit "Broken Bread" mit "Brot vom Vortag" zu Ende.

Die interessantesten Berlinale-Stars sind mitunter nur von Connaisseuren zu erkennen. Zu ihnen gehörte Steven Spurrier. Der britische Gründer der „Academie du Vin“ in Paris war am Donnerstagabend zu Gast beim Kulinarischen Kino. Er spielt nämlich eine ziemlich bedeutsame Rolle in dem Film „André – The Voice of Wine“ über den russischen Exilanten André Tchelistcheff, der nach dem Ende der Prohibition, die zwischen 1920 und 1933 in den USA den Alkohol verbot, den Weinbau in Kalifornien wieder aufbaute. Spurrier organisierte 1976 eine legendäre Blindverkostung in Paris, bei der die kalifornischen Weine erstmals die französischen schlugen. Damals war das eine echte Sensation.

Der Zwei-Sterne-Koch und Chef der „Horváth“-Küche Sebastian Frank musste sich aber vor Beginn der bewegenden Dokumentation ins Spiegelzelt neben dem Martin-Gropius-Bau verabschieden: „Einer muss ja kochen.“ Das Kulinarische Kino ist auch deshalb ein immer blitzschnell ausverkaufter Publikumsrenner bei der Berlinale, weil es verschiedene Aspekte zusammenführt: das Publikum, Filme über Essen und Trinken und passende Dinner im Spiegelzelt.

Ein bisschen Aufregung gehört dazu

Berlinale-Chef Dieter Kosslick hatte bei der Eröffnung des Streetfood-Markets schon bekannt, dass ein bisschen Aufregung dazu gehöre, wenn man eine Party für 500.000 Leute schmeißt. Essen und Trinken gehören zu einer Party ebenfalls dazu, selten aber wird so bewusst damit umgegangen, wie im Spiegelzelt. Sebastian Frank hatte russische inspirierte Zutaten für sein Menü „Voices of the Earth“ gewählt und auch das Thema „Eintopf“ noch mal aufgegriffen – das war schon zum Berlinale-Beginn ein Schwerpunkt. Vielleicht wird ja eine neue Streetfood-Mode draus.

Nach dem Amuse-Gueule mit Brotcreme, Essiggemüse und Johannisbeerschnaps vereinigte Sebastian Frank in seinem abendlichen Eintopf Buchweizen, Mandel-Champignonsud und Saiblingskaviar, um dann mit Störfilet an saurem Kümmelrahm fortzufahren und ein Finale mit „Erdbeermilch“ aus kostbarem Erdbeerkernöl aufzufahren. Ein kalifornischer Pinot Noir widerlegte den alten Glauben, dass zum Fisch nur weiß getrunken werden darf.

Kulinarische Kino endete mit "Broken Bread" mit "Brot vom Vortag"

Um die Parallelen von Film und Essen ging es auch in der anschließenden Talk-Runde. Im Film (Erzählerstimme: Ralph Fiennes) berichten Winzer wie Francis Ford Copolla oder Lodovico Antinori von André Tchelistcheffs Talent, junge Menschen zu fördern. Zehn Jahre hat der Filmemacher und Großneffe der Hauptfigur, Mark Tchelistcheff, an der Dokumentation gearbeitet und in dieser Zeit Filmmaterial aus verschiedenen Epochen gesammelt.

Am Mittwochabend hatte Tim Raue ein „Yin und Yang-Menü“ bereitet, mit der einfarbigen Vorspeise „Erleuchtendes Weiß“ zu Ehren der eigens aus Südkorea angereisten buddhistischen Nonne Jeong Kwan. Vorab wurden zwei Folgen aus der Netflix-Serie „Chef’s Table“ gezeigt. Der Küchenstar und seine Ex-Frau und Restaurantleiterin nutzten das Ereignis, um sich mit ihren jeweils neuen Partnern zu zeigen. Am Freitag geht das Kulinarische Kino mit „Broken Bread“ mit „Brot vom Vortag“ zu Ende.

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