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Balu ist Trumpf. Die "Cinderella"-Kostüme werden ausgestellt.

© Disney

Berlinale: Drei Farben: Blau

Die Kostüme für „Cinderella“ hat die mit drei Oscars dekorierte Designerin Sandy Powell entworfen. Am Wochenende werden sie in einem alten Kraftwerk in Berlin-Mitte ausgestellt.

Grau, ausgerechnet Grau. Kim Novak war alles andere als erfreut, als sie die von Alfred Hitchcock vorgesehene Garderobe für ihre Rolle in „Vertigo“ zu Gesicht bekam. Graues Kostüm zu blondiertem Haar? Würde sie nicht zu blass aussehen?

Der Film lief in restaurierter Fassung auf der Berlinale 1997 – ergänzt durch eine Ausstellung der eigens nachgeschneiderten Kostüme. So hat es also eine gewisse Tradition, wenn auch „Cinderella“, die Neuverfilmung des Aschenputtel-Märchens, die heute zur Premiere ansteht, von einer Ausstellung begleitet wird. Also wurde der Ort der Premierenfeier an diesem Freitag, das Kraftwerk Berlin in der Köpenicker Straße, üppig mit Kostümen und anderen Schaustücken aus dem Film dekoriert, den Partygästen zum Plaisir und danach am Wochenende auch fürs übrige Publikum zur Besichtigung freigegeben.

22 Originalkostüme und Hunderte von Requisiten werden in der von Disney und Swarovski ausgerichteten Ausstellung zu sehen sein, mit Cinderellas berühmten Schuhen als Mittelpunkt. Sie wurden von Technikern des Schmuckhauses hergestellt, bestehen aus Kristall und erstrahlen – wie es im Pressematerial zum Film heißt – „in 221 Facetten mit lichtreflektierender ,Crystal Blue Aurora Borealis‘-Beschichtung“. Jemand hat wohl genau nachgezählt.

Sandy Powell, Kostümdesignerin und dreifache Oscar-Preisträgerin.
Sandy Powell, Kostümdesignerin und dreifache Oscar-Preisträgerin.

© AFP/Brown, Getty Images

Blau statt grau – so kann man den im Film und nun auch im ehemaligen Kraftwerk in Mitte inszenierten Farbrausch wohl umreißen. Denn wenngleich nicht alles blau ist im Märchenreich von Titelheldin Ella (Lily James) – ihr Ballkleid, in dem sie den Prinzen betört, ist es schon, und wie! Fast 250 Meter Stoff und über 10 000 Kristalle wurden dafür verwendet, und dies in neunfacher Ausfertigung. Allein seine Nähte sind fast fünf Kilometer lang.

Entworfen hat es die britische Kostümbildnerin Sandy Powell, die ebenfalls anlässlich der Premiere die Berlinale besucht – nicht das erste Mal: Vor vier Jahren war sie Mitglied der Wettbewerbsjury, selbst hoch dekoriert mit drei Oscars für „Shakespeare in Love“ (1999), „Aviator“ (2005) und „Young Victoria“ (2010).

Mit ihren Entwürfen zu „Cinderella“ hatte sie bereits zwei Jahre vor den Dreharbeiten begonnen. In der Farbauswahl orientierte sie sich teilweise an dem Trickfilm von 1950: Schon damals war das Ballkleid blau. Vor allem aber hatte sie mit dem Filmteam um Regisseur Kenneth Branagh „beschlossen, eine Version des 19. Jahrhunderts zu erschaffen, wie man es wohl in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ersonnen hätte“.

„Den Bösen anzukleiden, macht am meisten Spaß“, hat die 54-Jährige dem Modemagazin „Vogue“ anlässlich ihrer „Cinderella“-Arbeit verraten. Die gute, freundliche Figur bedeute für sie dagegen die größte Herausforderung. Allgemein aber, so Sandy Powell in einem Radiointerview 2011, gehe es „nicht darum, jemanden schön aussehen zu lassen. Wenn es gewollt ist, o. k. Aber meine Arbeit ist es, die Rolle, also den Charakter, zu verstehen und zu entscheiden, was er dementsprechend anziehen wird, sodass die Zuschauer wirklich an ihn glauben“. Ein unkalkulierbarer Faktor aber bleibt: der Schauspieler. „Du kannst das Skript lesen, eine Idee im Kopf haben, wie der Charakter aussehen soll, zum Beispiel der Böse: O. k., ich ziehe ihm was Schwarzes an, denn das ist traditionell so. Aber dann schaust du den Schauspieler an, und er sieht schrecklich in Schwarz aus. Grün hingegen macht ihn viel böser.“

„Cinderella“-Ausstellung, Kraftwerk Berlin, Köpenicker Straße 70, 14./15. Februar, 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

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