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Berliner Ansichten: Alter Schlamp

Bernd Matthies über eine Analyse, die Berlin nicht unbedingt schmeichelt

Wegen des Wirbels um Thilo Sarrazins „Kopftuchmädchen“ hat West-Berlin ganz vergessen, dem Ex-Senator auch das böse Wort vom „West-Berliner Schlampfaktor“ übelzunehmen. Gibt es den? Der Londoner Stadtforscher Richard Burdett hat jetzt auf einer Tagung der Herrhausen-Gesellschaft in Istanbul ein paar Zahlen vorgelegt, die irgendwie zu diesem Phänomen passen: Berlin, so analysiert er, sei die einzige Hauptstadt der Welt, deren Bewohner wirtschaftlich weniger leisten und deshalb auch ärmer sind als der Durchschnitt des Landes. Die einzige.

Ach: Bevor jetzt all die bedenkenswerten historischen Einwände betr. Mauer und Berlin-Zulage vorgebracht werden, sollten wir lieber intensiv darüber nachdenken, ob es nicht doch 20 Jahre danach an der Zeit ist, die Stadt vom ewigen Tropf loszumachen. Burdett hat natürlich auch Analysen zur Lösung solcher Probleme anzubieten, beispielsweise sagt er: Die positivsten Veränderungen seien in Städten wie New York oder Barcelona erreicht worden, in denen es „sehr mächtige Bürgermeister“ gebe. Wie man es dreht und wendet: Das klingt nicht wie eine gute Nachricht für Berlin.

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