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Berliner Ansichten: Arm dran

Andreas Conrad könnte den Biberkopf nicht überzeugend spielen

Der Roman „Berlin Alexanderplatz“ ist längst ein Klassiker, selbst literaturfernen Gesellschaftskreisen ist zumindest der Titel geläufig, gleichwohl darf man dieses Jahrhundertwerk Alfred Döblins mit gewissem Recht als sperrig bezeichnen. Manch einer kennt wohl sogar den Namen des Helden, dieses Franz Biberkopf, die Suche nach Leuten, die über „Biberkopf-Erfahrungen“ verfügen, ist aber nicht ohne Weiteres erfolgversprechend. Denn wenngleich besagter Franz unter recht ungünstigen, sogar einengenden Verhältnissen lebte – er hatte doch sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Der Verlust eines Armes? Ist gottlob selten geworden, man wird nicht viele Kandidaten finden. Die Vergewaltigung und Ermordung der Geliebten durch einen falschen Freund? Auch nicht gerade üblich. Bleibt die Knast-Erfahrung, und nur darauf ist Schaubühnen-Regisseur Volker Lösch aus, der für eine Bühnenversion von Döblins Roman „Bürgerinnen und Bürger“ mit der Lust auf Theaterspielen und eben noch präsenter Biberkopf-Erfahrung sucht. Bleibt zu hoffen, dass die nun schon etwas größere Klientel auch den Roman gelesen hat. Dick genug ist er ja, um manche Zellenstunde zu versüßen.

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