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Berliner Ansichten: Auf die Nerven

Bernd Matthies sinniert über den Krach um den Lärm

Oh, diese musikverrückten Familien sind sympathisch, zweifellos. Oben kratzt die Tochter auf der Geige, unten im Keller lärmt die Neo-Punk-Band der Söhne, und der Vater übt sich im Garten als Liedermacher. Nett. Aber möchten Sie nebenan wohnen?

Die Politik macht es sich zu leicht, wenn sie jetzt sozial grundsätzlich erwünschtes Verhalten wie Musizieren ebenso mit einer Generalerlaubnis bedenken will wie Kinderlärm. Das ist alles gut gemeint – aber Musiker, Kinder und musizierende Kinder müssen nicht nur ihren Lebensäußerungen nachgehen dürfen, sondern auch Rücksicht auf andere lernen. Und das geht nicht, wenn ihnen alles gutherzig erlaubt wird.

Das Verfassungsgericht hat sich jetzt aus der Sache herausgehalten, aber klare Regelungen angemahnt. Das ist gut. Aber für ein friedliches Miteinander braucht es mehr als Gesetze. Nämlich das Gefühl dafür, wann man anderen unzumutbar auf die Nerven geht. Pauschales gesetzliches Gutfinden ist keine Lösung.

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