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Berliner Ansichten: Gerd Nowakowski fragt sich, wer 7000 Betriebe überprüfen soll

Gerd Nowakowski fragt sich, wer 7000 Betriebe überprüfen soll

Ist doch eine gute Idee, wenn Ekelwirte in Internet veröffentlicht werden und unbedenkliche Lokale einen Smiley an der Eingangstür platzieren dürfen – oder? Jeder Gast muss schließlich sicher sein können, dass in der Küche nicht Ratten zur Belegschaft gehören, keine gammeligen Lebensmittel verarbeitet werden, die Küche nicht verpilzt ist oder die Gerätschaften vor Dreck starren. Tatsächlich aber erhalten die Kunden und Gäste nur eine zweifelhafte Gewissheit. Was der Bezirk Pankow in guter Absicht verspricht, kann er nämlich nicht halten: 7000 Lebensmittelbetriebe und Gaststätten und lediglich zwölf Kontrolleure – da kann sich jeder ausrechnen, wie häufig der Mann vom Amt vorbeischaut. Wenn der Bezirk aber nicht sicherstellen kann, dass alle Betriebe regelmäßig kontrolliert werden, ist das ungerecht gegenüber den Gastronomen, die das Los trifft – positive wie negative Veränderungen werden absehbar nur in großem zeitlichen Abstand ermittelt werden.

Nicht zu Unrecht fragt deswegen der Gaststättenverband, warum das vorhandene Instrumentarium nicht ausreichend ist: Wenn ein Betrieb grob gegen die Vorschriften verstößt und der Wirt unbelehrbar ist, dann kann das Bezirksamt auch jetzt einfach ein Lokal schließen, um die Öffentlichkeit zu schützen. Die Lokale aber, in denen kleinere Mängel festgestellt werden, stehen künftig monatelang auf der schwarzen Liste, auch wenn die Beanstandungen längst beseitigt sind, während andere Lokale als problemlos gelten, die in Wirklichkeit weit bedenklicher sind, allerdings nie kontrolliert wurden. Von solch fragwürdigem Aktionismus haben die Gäste jedenfalls nichts; das verwirrt sie nur und macht eine gute Idee kaputt. Wer Sicherheit vermitteln will, der muss dazu auch in der Lage sein – ansonsten ist die erste Klage gegen das Bezirksamt nur eine Frage der Zeit.

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