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Berliner Ansichten: Stephan Wiehler werden die Nächte immer länger

Kreuzberger Nächte sind lang. Seit die Gebrüder Blattschuss das deutsche Volksliedgut um diesen trinkseligen Refrain bereicherten, weiß auch die breite Öffentlichkeit, dass im sperrstundenfreien Berlin rund um die Uhr die Hütte brennt.

Kreuzberger Nächte sind lang. Seit die Gebrüder Blattschuss das deutsche Volksliedgut um diesen trinkseligen Refrain bereicherten, weiß auch die breite Öffentlichkeit, dass im sperrstundenfreien Berlin rund um die Uhr die Hütte brennt. Im Hitparaden-Jahr 1978 konnten die Blödelbarden kaum ahnen, dass ihr Gassenhauer von einer langen Kneipennacht („Jetzt fragt mich doch so’n Typ, ob ich studier’. Ich sag: Ja, Wirtschaftspolitik, drum sitz ich hier.“) nicht nur dem Mythos der noch im Vollrausch hellwachen Metropole den Boden bereitete, sondern gar das Potenzial für ein neuartiges Stadtmarketing barg. Mehr als 20 Jahre mussten noch vergehen, ehe die Vision, die Nacht nicht nur in der Gastwirtschaft zum Tag zu machen, Wirklichkeit wurde. Inzwischen gibt es Lange Nächte der Museen und der Wissenschaft, die Lange Nacht der Ohren, der Überwachung (!) und des Shoppings – und für deren Opfer sogar eine Lange Nacht der Schuldnerberatung. Am Sonnabend nächster Woche kommt wieder eine dazu: die lange Nacht der Deutschtürken. Bei schwarzem Tee und Döner bis in die frühen Morgenstunden die Freundschaft pflegen. In Berlin ist einfach kein Schlaf zu kriegen.

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