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Berliner Ansichten: Werner van Bebber hat Verständnis für Karl-Heinz Kurras

Karl-Heinz Kurras hat ein anstrengendes Doppelleben hinter sich, als West-Polizist im Berlin des Kalten Krieges – und noch dazu als fleißiger Agent der DDR-Staatssicherheit. Er hat sein Doppelleben stets beschwiegen, womöglich nicht besonders intensiv darüber nachgedacht, er hat kein Bekenntnis- buch geschrieben und keine Talkshow aufgesucht – warum sollte er jetzt den Ermittlern mehrerer Staatsanwaltschaften in aller Aufrichtigkeit erzählen, was er wohl eigentlich mit ins Grab nehmen wollte?

Karl-Heinz Kurras hat ein anstrengendes Doppelleben hinter sich, als West-Polizist im Berlin des Kalten Krieges – und noch dazu als fleißiger Agent der DDR-Staatssicherheit. Er hat sein Doppelleben stets beschwiegen, womöglich nicht besonders intensiv darüber nachgedacht, er hat kein Bekenntnis- buch geschrieben und keine Talkshow aufgesucht – warum sollte er jetzt den Ermittlern mehrerer Staatsanwaltschaften in aller Aufrichtigkeit erzählen, was er wohl eigentlich mit ins Grab nehmen wollte? Also versucht Karl-Heinz Kurras alias Otto Bohl offenkundig, Zweifel an seiner Belastbarkeit als Angeklagter zu wecken. Der wackere Radfahrer ließ sich am vergangenen Freitag im Rollstuhl ins Gericht schaffen, wo wegen unerlaubten Waffenbesitzes gegen ihn verhandelt wurde. In einer Vernehmung soll er gesagt haben, SPD-Mann Herbert Wehner habe ihm zur Arbeit für die Stasi geraten. Alles klar – und klar ist vor allem, dass Kurras seinen Lebensabend lieber in den „Bauernstuben“ als in Moabit oder gar in Tegel verbringt. Das mag mit idealistischen Vorstellungen von Gerechtigkeit nicht zusammengehen. Aber 2012 geht ohnehin die Welt unter. (Seite 10)

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