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Berliner Ansichten: Wowereits Ausrutscher

Gerd Nowakowski findet, dass der erste Bürger seine Bürger ernst nehmen muss

Manche nennen das charmant und lieben ihn dafür, unseren Regierenden Bürgermeister, wenn er flapsig und mit Berliner Schnauze auf seine Bürger trifft. Dann lachen selbst die, die gerade noch geschimpft haben – etwa über die eisesglatten Straßen von Berlin. Am Ku’damm kann man „Holiday on Ice machen“ und „auf die Schnauze fallen“, schnoddert Wowereit dann zusammen – und schimpft darüber, dass für die Räumung niemand verantwortlich zu machen ist. Ja, so darf jeder hilflose Bürger schimpfen. Nicht aber der erste Bürger dieser Stadt, nicht einmal, wenn er sich unbelauscht glaubt. Das ist ebenso unpassend wie der kürzliche Hinweis des Regierenden Bürgermeisters, dass hier nicht Haiti sei, sondern nur Winter. Wenn diese Stadt seit Wochen unter ungeräumten Gehwegen leidet, dann darf der Berliner erwarten, dass der Regierende Bürgermeister alles tut, um den Zustand zu bessern – aber nicht so tut, als sei er ebenso hilflos wie jeder normale Berliner. Das nämlich ist nicht charmant, sondern unehrlich. Allein die Reaktion auf das belauschte Gespräch zeigt auch, dass es nicht stimmt: Wer nun, um den bösen Ausrutscher zu kaschieren, die Stadtreinigung auffordert, noch mal 1000 arbeitswillige Arbeitslose zur Eisbeseitigung einzusetzen und generös erklärt, am Geld werde das nicht scheitern, der lässt die Menschen erst recht fragen, warum das nicht schon früher möglich war.

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