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Berliner Beißstatistik: Mehr als 600 Menschen durch Hunde verletzt

Die Zahl der Hunde-Attacken auf Menschen stieg im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel an. Zuvor war sie seit 1999 zurückgegangen. Der positive Trend ist gebrochen.

Im vergangenen Jahr sind in Berlin mehr als 600 Menschen durch Angriffe von Hunden verletzt worden. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr. Vor allem Mischlingshunde beißen häufiger zu als früher. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor. Deren Tierschutzsprecherin Claudia Hämmerling forderte am Dienstag erneut eine Verbesserung des Hundegesetzes von 2004, nach dem insgesamt zehn Hunderassen als besonders gefährlich gelten und einen Maulkorb tragen müssen.

„Es ist unsinnig, erwiesenermaßen verträgliche Hunde einzusperren, nur weil sie bestimmten Rassen angehören – während Hunde häufig beißauffälliger Rassen nicht einmal überprüft werden“, sagte Hämmerling. Laut der Statistik müssten auch Schäferhunde, Dackel und Golden Retriever als gefährliche Hunde eingestuft werden, betonen Tierschutzvereine.

26 Mal attackierten Hunde aus der Kategorie „gefährlich“, 634 Mal aus anderen Rassen. Sogar ein Pekinesen-Angriff ist dokumentiert. Zwölf Mal griffen Dackel an, 79 Mal Schäferhunde. Insgesamt zählten die Bezirke 660 „Fälle, in denen Menschen verletzt oder gefahrdrohend angesprungen wurden“. Die Zahl der Vorfälle, bei denen Menschen wirklich nur angesprungen, aber nicht verletzt wurden, sei äußerst gering, komme aber in dieselbe Statistik. Im Jahr 2009 gab es nur 478 Hundeattacken auf Menschen. Die Steigerung betrug über 25 Prozent. Seit 1999 war die Zahl der Angriffe auf Menschen eigentlich stark zurückgegangen.

Auch Beißereien von Hunden untereinander nahmen wieder zu. 2010 wurden 528 Tiere gebissen, 2009 waren es 418. Die Anzahl der gemeldeten Hunde ist dabei nahezu gleich geblieben. Derzeit sind in Berlin knapp 110.000 Hunde steuerlich gemeldet, 4300 mehr als im Jahr zuvor. Sechs bis acht Hunde müssen laut Angaben der Gesundheitsverwaltung jedes Jahr nach amtlicher Anordnung eingeschläfert werden.

In Berlin war zuletzt im Oktober ein Kind von einem Hund schwer verletzt worden. Beim Besuch einer befreundeten Familie biss deren Staffordshire-Terriermischling einem neunjährigen Jungen ins Gesicht. Das Kind hatte sich mit einem ein Jahr jüngeren Freund unbeaufsichtigt in der Wohnung der Familie aufgehalten. Der Junge trug Fleischwunden im Gesicht und an der linken Hand davon. Der Hund wurde vom Bezirkstierarzt in Mitte eingeschläfert.

Kurz vor Weihnachten erschoss die Polizei in Neukölln einen Staffordshire-Terrier, der sich auf einem Spielplatz in eine Schaukel verbissen hatte. Das Tier war schon vorher auffällig geworden.

In Brandenburg wurde erst vor zwei Wochen ein 66-jähriger Mann im Landkreis Oberhavel von zwei Hunden gebissen und dabei schwer verletzt. Die beiden Boxer einer Nachbarin waren über ihn hergefallen. Seine Ehefrau versuchte vergeblich zu helfen.

Besonders grausam war ein Fall vom April 2010 aus Brandenburg. In Cottbus hatte ein Husky einen Kinderwagen umgestoßen und ein acht Wochen altes Baby getötet. Einen Monat später wurde ein dreijähriges Mädchen in Sachsenburg (Thüringen) von vier Staffordshire-Terriern totgebissen. Die Urgroßmutter, die bei dem Kind war, versuchte die Kleine zu schützen und warf sich über sie. Auch sie wurde schwer verletzt.

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