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BERLINER Chronik SERIE: 20. November 1961 Im Norden entsteht eine S-Bahn-Strecke Jahre Mauerbau

60 000 ziehen durch die West-City

In Ost-Berlin wird eine durch den Bau der Mauer erforderliche neue Nord-Süd-Strecke der S-Bahn eröffnet, die Oranienburg mit dem Stadtzentrum verbindet. Sie endet zwar vorläufig in Pankow, aber für Dezember ist die Verlängerung bis Warschauer Straße geplant. Die Strecke, die den Fahrgästen bei der Umgehung West-Berlins zeitraubende Umwege erspart, wurde in nur 72 Tagen gebaut.

Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ rühmt die pünktliche Fertigstellung: „Wie konnten die Bauarbeiter das schaffen? Die Schlacht wurde gewonnen von den Bauleuten, weil sie sich für ihr Kampfziel begeisterten, ihre Technik so rationell wie möglich einsetzten, Wartezeiten ausschalteten und täglich den Plan kontrollierten.“

Im Tag- und Nachteinsatz ziehen östliche Arbeitskommandos neue Grenzsperren. Am Brandenburger Tor wird eine zwei Meter starke Mauer errichtet, von Potsdamer Platz bis Lindenstraße und in der Bernauer Straße wird die Mauer durch betonierte Panzersperren in Form von Eisenträgern aus alten Schienen verstärkt. Der Ausbau der Staatsgrenze angesichts westlicher Forderungen nach deren Beseitigung sei der „Beweis“, dass man „keine aggressiven Absichten“ gegen West-Berlin habe, erklärt die DDR-Regierung. „Die segensreiche Wirkung“ des „antifaschistischen Schutzwalls“ sei jetzt noch größer, so das „Neue Deutschland“.

In West-Berlin steht der 100. Tag des Mauerbaus im Zeichen einer Demonstration „gegen Schandmauer und Stacheldraht“ auf Initiative der Jugend- und Studentenverbände. „Weg mit den Kerkermauern des Ulbricht-KZ, weg mit den Pankower Verbrechern, weg mit Ulbricht!“, heißt es im Aufruf. 60 000 ziehen vom Wittenberg- zum Reichskanzlerplatz (Theodor-Heuss-Platz; umbenannt wurde er erst im Jahr 1963). Gru

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