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BERLINER Chronik SERIE: 27. August 1961 Jahre Mauerbau

Ein Schüler braucht eine Militäreskorte, in West-Berlin werden SEDler gekündigt

Das einzige schulpflichtige Kind unter den elf Bewohnern der West-Berliner Exklave Eiskeller, die zu Spandau gehört, radelt unter britischem Schutz zur Schule. Vopos haben den zwölfjährigen Jungen dieser Tage plötzlich nicht mehr durchgelassen. Da er nicht zum Unterricht kam, alarmierte die Schule das Bezirksamt, das sich an die britische Garnison wandte. Jetzt wird der Junge von einem Jeep und einem Panzerspähwagen morgens zur Schule und mittags zurückeskortiert.

Der Ost-Berliner Präses Kurt Scharf wird zum „Verweser des Bischofsamtes“ für Ost-Berlin bestellt. Die EKD-Leitung sieht sich dazu genötigt, da die Ost-Behörden dem in West-Berlin wohnenden Bischof Otto Dibelius den Dienstweg nach Ost-Berlin verweigern. Scharf darf seit dem 13. August nicht nach West-Berlin. Das SED-Regime drangsaliert auch die Katholische Kirche. Die Bischöfe Alfred Bengsch (Berlin), Otto Spülbeck (Meißen) und Ferdinand Piontek (Görlitz) erhalten keine Ausreiseerlaubnis zur Bischofskonferenz in Fulda.

Auch die in Ost-Berlin lebenden „Ausländer“, die einen „Personalausweis für Ausländer“ haben, müssen der Volkspolizei jetzt ihre Pässe zur Verwahrung aushändigen, wie das Informationsbüro West meldet. Bis zum 13. August konnten sie jederzeit mit dem Pass ausreisen. Seit einigen Tagen fällt auf, dass keiner mehr nach West-Berlin kommt.

Am Brandenburger Tor beginnt der Bau einer zweiten Mauer. Nach West-Berliner Beobachtungen wird etwa 50 bis 80 Meter hinter der ersten Sperre eine zweite gezogen, ebenfalls aus Fertigbauteilen.

Laut IG Metall haben seit dem 13. August 63 Beschäftigte in West-Berlins Metallindustrie, die Mitglieder oder Sympathisanten der SED sind, wegen „Störung des Betriebsfriedens“ die Kündigung erhalten. Die Arbeitgeber seien den Vorschlägen der Betriebsräte gefolgt.Gru

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