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BERLINER Chronik SERIE: 4. September 1961 Jahre Mauerbau

Die DDR verfolgt Westrundfunk-Hörer, Brandt will SED-Untaten registrieren

Überall in der DDR wird jetzt rigoros gegen Empfänger von West-Fernsehen und West-Radio vorgegangen. So verlor ein Ehepaar in Potsdam laut Lokalpresse die Neubauwohnung, weil die Frau das Radio „in voller Lautstärke“ auf Rias gestellt habe. In Falkensee und in Potsdam wurden Bürgern die Fernsehgeräte „zur Überprüfung“ weggenommen. Die FDJ tut sich mit der Parole „Blitz gegen Nato-Sender“ im Kampf gegen den Empfang der West-Sender hervor. Die Ausrichtung der Antennen auf Dächern lasse erkennen, wo „Ochsenköpfe“ und „geistige Grenzgänger“ wohnen. Vielen, die nicht auf West-Fernsehen verzichten, werden die Antennen abgesägt, oder „in Richtung Sozialismus“ gedreht, wie aus zahlreichen Orten gemeldet wird. Nach dem Berg Ochsenkopf im Fichtelgebirge, auf dem ein bayerischer Sender steht, werden die Empfänger feindlicher Programme Ochsenköpfe genannt.

Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt (SPD) plädiert dafür, dass politische Verbrechen des SED-Regimes in einer zentralen Stelle der Bundesrepublik erfasst werden, ähnlich wie die Nazi-Verbrechen in der Zentralen Ermittlungsstelle in Ludwigsburg: „Diese Verbrechen sollen nicht ungesühnt bleiben“, so Brandt. Sie müssten aufgeklärt werden, auch wenn man die Täter noch nicht belangen könne. Im November 1961 nimmt die Zentrale Erfassungsstelle der Länderjustizverwaltungen in Salzgitter ihre Arbeit auf. Gru

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