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BERLINER Chronik SERIE: 5. August 1961 Jahre Mauerbau

Eine Karikatur führt zum Protest, ein DDR-Bauer wird davongejagt

Die Außenminister der Westalliierten und der Bundesrepublik erörtern in Paris Pläne, den Status quo in Berlin zu sichern. Sie erwägen, die Berlinkrise vor die Vereinten Nationen zu bringen. Auch von Verhandlungen mit Moskau über eine „Übergangslösung“ für West-Berlin ist die Rede. In Moskau werden die Antwort-Noten von Regierungschef Chruschtschow an die drei Westmächte und die Bundesregierung zur Deutschlandfrage veröffentlicht. Die Freiheit West-Berlins werde nicht angetastet, versichert er. Über die Zugangswege seien Regelungen mit der DDR zu treffen. Das „Westberlin-Problem“ müsse noch in diesem Jahr gelöst werden.

Walter Ulbricht will auch die Luftwege nach West-Berlin unter DDR-Kontrolle bringen. In der Ost-Presse wird behauptet, auf den Flughäfen Tempelhof und Tegel fehlten „die notwendigsten Sicherheitsvorkehrungen“. Dadurch seien auch die Ost-Berliner gefährdet.

Der sowjetische Gesandte in Wien protestiert scharf gegen eine nicht hinnehmbare Beleidigung. Anlass ist eine Karikatur im SPÖ-Blatt Arbeiterzeitung, die sich auf die Chruschtschow-Äußerung bezog: „Westberlin ist ein fauler Zahn in meinem Kiefer.“ Die Karikatur zeigt den Kreml-Chef bei dem Versuch, sich den Zahn mithilfe einer hochgehenden Atombombe zu ziehen.

Die DDR-Nachrichtenagentur ADN meldet, dass ein Bauer und sein Sohn aus dem Bezirk Suhl „in die Westzonen ausgewiesen“ wurden. Als „Feinde der Staatsmacht“ hätten sie versucht, „die kapitalistische Ordnung zu restaurieren“. Vier Vopos hätten die beiden mit Fußtritten über die Grenze getrieben. Der Bauer sagt im Westen, er habe lediglich von seinem Recht Gebrauch machen und aus der LPG austreten wollen. Brigitte Grunert

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