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Berlinerin auf Zeit: Eisbärin Hertha spielt in ihrem Gehege im Tierpark Berlin mit einem Ball.

© Paul Zinken/dpa

Berliner Eisbärennachwuchs: Hertha wird ein Jahr alt - und verlässt bald Berlin

Vor einem Jahr kam die junge Eisbärin im Tierpark zur Welt. Und bald schon werden sich ihre Berliner Fans von Hertha wieder verabschieden müssen.

An Hertha im Berliner Tierpark kann man sehen, wie schnell das Jahr vergangen ist: Aus einem Würmchen mit einem Gewicht von ein paar Hundert Gramm ist innerhalb von zwölf Monaten eine mehr als 115 Kilo schwere Jung-Eisbärin geworden. Nicht mehr taub und blind wie anfangs, sondern zum Beispiel am Tauchen oder auf der Jagd nach Spielzeug: Im Gehege zeigt Berlins erster Eisbären-Publikumsliebling seit dem legendären Knut inzwischen, was er schon alles kann. Der Tierpark hat angekündigt, Hertha zum ersten Geburtstag an diesem Sonntag eine „große Überraschung“ zu bereiten. Zuschauen können Besucher ab 10 Uhr an der Eisbärenanlage.

Der große Trubel hat nachgelassen

Hertha habe sich in den zwölf Monaten rasant entwickelt, sagte Säugetierkurator Florian Sicks der Deutschen Presse-Agentur. Anfangs habe sie wegen der extrem fettreichen Muttermilch stark zugelegt. Inzwischen reiche Hertha das nicht mehr, sie fresse hauptsächlich große Mengen an Fleisch und Fisch. Dass diese Entwicklung nicht selbstverständlich ist, zeigt die Erfahrung früherer Jahre: Der Nachwuchs von Mutter Tonja (10) war jeweils sehr jung gestorben.

Seit März ist Hertha - benannt in Kooperation mit dem gleichnamigen Fußball-Bundesligisten - auf der Außenanlage zu sehen und lernte zum Beispiel schwimmen. Nachdem Fans anfangs in Reihen am Gehege standen, hat der große Trubel nun nachgelassen. Trotzdem sieht der Tierpark zweifelsfrei einen positiven Einfluss von Herthas Medienpräsenz auf die Besucherzahlen des im Osten der Stadt gelegenen Parks. Die Zahlen stiegen bereits seit 2014 und seien das ganze Jahr über hoch gewesen, sagte Sicks. Welchen Anteil die Eisbärin daran genau habe, sei aber unklar. Die 2019er-Zahlen werden 2020 erwartet.

Im Tierpark-Alltag gilt es nun, Hertha zu beschäftigen: Ein Wochenplan solle für maximale Abwechslung sorgen. „Jetzt spielt sie ganz viel und lernt das Jagdverhalten instinktiv“, berichtet Sicks. Hertha geht im Grunde auf Robbenjagd - nur ohne Robben. „Wir können natürlich kein Lebendfutter verfüttern. Aber der Eisbär liebt es, Beute zu machen, sich auf etwas drauf zu schmeißen, sich anzuschleichen, irgendwo unter die Eisscholle zu tauchen, um auf der anderen Seite wieder hochzuspringen.“ Mit Spezial-Eisbärenspielzeug aus den USA - Bällen und einer Art Tonne etwa - werde dies bedient.

Bald muss Berlin sich von Hertha verabschieden

Beschäftigt werden die Eisbären zudem mit Gegenständen an Bungeeseilen, an denen sie ziehen können, sowie mit Holzstückchen mit Geruch, die etwa mit Lebertran oder Ölen behandelt wurden. Hertha und Tonja konkurrierten inzwischen auch viel um Spielzeug, berichtet Sicks. Sie seien zwar immer noch viel zusammen, aber andauernde Nähe zur Mutter sei inzwischen nicht mehr nötig. Damit deutet sich an: Fans der jungen Eisbärin müssen sich darauf einstellen, sich in nicht allzu ferner Zukunft von ihr zu verabschieden.

Sie werde voraussichtlich im Winter 2020/21 oder Anfang des Frühjahrs 2021 im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms an einen anderen Zoo abgegeben, so Sicks. Noch stehe nichts fest. „Letztlich ist es das Ziel, für Hertha ein geeignetes Männchen zu finden.“ Mit zwei oder zweieinhalb Jahren trennten sich auch in der Natur die Wege von Mutter und Jungtier.

Im Tierpark könnte Tonja dann erneut Junge bekommen: „Es liegt natürlich im Interesse des Artenschutzes, dass Tonja bald wieder Nachwuchs zur Welt bringt“, sagte Sicks. Womöglich werde dafür Eisbär Wolodja zurückgeholt, Herthas Vater. Dieser ist seit einiger Zeit nicht in Berlin - weil er anderswo für Nachwuchs sorgen soll. (dpa)

Gisela Gross

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