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Christfried Tschepe, Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes, erhält das Verdienstkreuz.

© imago/Stefan Zeitz

Berliner Fahrgastverband: Igeb-Vorsitzender erhält Verdienstkreuz

Schon 1981 beschäftigte sich Christfried Tschepe mit der Berliner S-Bahn. Seit 2004 ist er Vorsitzender des Fahrgastverbandes Igeb. Jetzt erhält er das Verdienstkreuz.

Er hat sie sicher genervt – die Mitarbeiter in der Verwaltung und die Damen und Herren an der Spitze der Senatsverkehrsverwaltung. Und bei den Verkehrsbetrieben. Kleine und große Stiche hat er ausgeteilt, kritisiert und Vorschläge gemacht, die zum Teil nur mit viel Mühe abgelehnt werden konnten.

Am Mittwoch war – fast – alles vergessen. Christfried Tschepe, der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Igeb, erhielt von Staatssekretär Stefan Tidow das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Für den langjährigen Einsatz für den Nahverkehr – und für die Fahrgäste.

Die S-Bahn aus ihrer Nische holen

Tschepe, der seit 2004 Vorsitzender der Igeb ist, war schon sehr früh zum Verein gestoßen. Er studierte an der TU Stadtplanung und schrieb mit einem Kommilitonen seine Diplomarbeit über die stadtentwicklungspolitischen Chancen, die die S-Bahn damals geboten hat. 1981! Da wollte man in West-Berlin überhaupt nichts von der S-Bahn wissen, die doch unter der Regie der Reichsbahn der bösen DDR fuhr.

Beim Recherchieren lernte Tschepe auch die Igeb kennen, die erst 1980 vom damaligen Vorsitzenden Gerhard J. Curth gegründet worden war. Curth, inzwischen auch mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet, und die Igeb wollten die S-Bahn aus ihrer Nische holen und auch die Reichsbahn als Partner anerkennen.

Von den Zielen war Tschepe schnell so überzeugt, dass er Igeb-Mitglied und Abteilungsleiter für den Bereich S-Bahn wurde. Der Verband galt damals in Ost und West als suspekt: Die Mitglieder wurden sowohl von der Staatssicherheit als auch vom Verfassungsschutz beobachtet, erinnert sich Tschepe. Heute ist die Igeb mit ihren rund 200 Mitgliedern als fachkundiger Ratgeber anerkannt.

Auch als Stadtplaner beschäftigte sich Tschepe vorwiegend mit dem Verkehr. Schon während des Studiums, das der heute 61-Jährige 1982 beendet hatte, arbeitete er beim Stadtplanungsamt Neukölln, wo er unter anderem die Bundesgartenschau 1985 mit vorbereitete.

Bis 2011 war er studentischer Mitarbeiter, dann Sachbearbeiter und schließlich Projektleiter bei der Planergemeinschaft Dubach, Kohlbrenner. 2011 zog es ihn nach Fürstenwalde, wo er den Bereich Stadtentwicklung übernahm. Auch dort ist er geschätzt; derzeit ist er kommissarisch stellvertretender Bürgermeister.

Ein großes Ziel hat er noch

Igeb-Vorsitzender und Chefredakteur der Vereinszeitschrift „Signal“ ist Tschepe geblieben. Und auch seine Ämter als Vorsitzender des BVG-Beirats und des Beirats für den Schienenpersonennahverkehr der Länder Berlin und Brandenburg hat er behalten. Zudem ist er im Vorstand der Bundesarchitektenkammer.

Das man auf ihn hören kann, hat er bewiesen: Bereits in der Diplomarbeit hatte Tschepe herausgearbeitet, wie der damalige S-Bahnhof Wilmersdorf an der Bundesallee so verlegt werden soll, dass eine attraktive Umsteigestation zur U-Bahn entsteht.

1993 wurde die umgebaute Station mit dem neuen einheitlichen Namen Bundesplatz dann so in Betrieb genommen, wie es Tschepe bereits 1981 vorgeschlagen hatte. Und ein großes Ziel hat er weiter: Den Bau eines S-Bahnhofs Perleberger Brücke an der im Bau befindlichen S-Bahn-Verbindung S 21 vom Nordring zum Hauptbahnhof. Dass der Bahnhofsbau zunächst gekippt worden war, ist für den Planer Tschepe auch heute noch „unfassbar.“ Es gibt noch viel zu tun für ihn – und die Igeb.

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