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Männer am Seitenrand. Ein SPD-Politiker will den Platz auf dem Baumarkt an der Yorckstraße nur für Frauen zulassen.

© Davids/Günter Peters

Berliner Fußball: In Kreuzberg soll es den ersten Fußballplatz nur für Frauen geben

In der Politik wird der Vorschlag debattiert. Doch Experten mahnen: Gleichberechtigung in Berliner Vereinen sollte sichtbarer und alltäglicher werden.

Warum wird in Berlin die bunte Vielfalt immer so gerühmt, wenn man doch stets bestrebt ist, jeder Gruppe einen separaten (Schutz-)Raum zu bieten? So wird Miteinander nie funktionieren und Vielfalt schon gar nicht.

schreibt NutzerIn adelesandrock

Berlinweit wäre es der erste seiner Art: ein Fußballplatz nur für Frauen. Direkt am U- und S-Bahnhof Yorckstraße, auf dem Dach über dem Hellweg-Baumarkt, sollen Männer bald nicht mehr spielen können, wenn es nach Frank Vollmert (SPD) geht. Der stellvertretende Vorsitzende des Sportausschusses hat bereits einen entsprechenden Antrag bei der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg eingereicht. Bei einer Mehrheit dafür würden die Männermannschaften, die bisher hier spielen, nach und nach umgelagert.

„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Daniel Kübler. Der 37-Jährige ist Staffelleiter der Landesliga der Frauen beim Berliner Fußball-Verband. Einen Frauenfußballplatz fände er zwar gut, allerdings löse dieser nicht das eigentliche Problem. „Der Antrag ist für mich vor allem ein Zeichen dafür, dass wir in Berlin von Gleichberechtigung im Sport teilweise noch weit entfernt sind“, sagt Kübler. Ungleichbehandlungen von Spielerinnen bekäme er bei seiner Arbeit als Staffelleiter regelmäßig mit. Bei einigen Vereinen würde sich die Bevorzugung der Männer beispielsweise an der Vergabe der Trainings- und Spielzeiten zeigen. „Die beliebteste Uhrzeit für Spiele ist Sonntag, 14 Uhr“, erzählt Kübler. „Diese Zeit wird oft den Männermannschaften zugesprochen, die Frauen werden drum herum disponiert.“

Bei dem nun in Rede stehenden Platz in Friedrichshain-Kreuzberg handelt es sich um ein Kleinfeld. Auf diesem könnten nur Mannschaften von jeweils sieben Spielerinnen gegeneinander antreten – nicht wie üblicherweise elf gegen elf. BVV-Mitglied Vollmert begründet die Auswahl des Platzes für Frauen aber nicht vorrangig mit der Größe, sondern vor allem damit, dass das Feld am Gleisdreieck über beleuchtete Parkplätze verfüge: „Zudem gibt es an diesem Standort keinen Heimverein.“

"Frauenfußballplätze gern, aber mittendrin"

Murat Dogan, seit 13 Jahren Leiter der Mädchen- und Frauenabteilung des Vereins Türkiyemspor, findet diesen Standort jedoch problematisch: „Frauenfußball sollte sichtbar sein“, sagt Dogan. Das Gelände über dem Hellweg-Baumarkt sei zu versteckt. Dogan sagt: „Frauenfußballplätze gern, aber bitte mittendrin und nicht abgeschottet.“

Beanstandungen, die Vollmert nachvollziehen kann: „Natürlich kann ich diesen Wunsch verstehen, aber welche Möglichkeiten haben wir denn?“, fragt der Antragsteller. „Ich habe versucht, einen alltagstauglichen, praktikablen und realistischen Vorschlag zu machen. Alle Wünsche kriegen wir anhand des Sportplatzmangels nicht unter.“

Für Jutta Schmidt-Stanojevic vom Sportausschuss der Grünen ist Vollmerts Antrag nichts Neues: „Wir Grünen fordern Frauenfußballplätze seit Jahren“, sagt die 54-Jährige vom Fraktionsvorstand der Bundespartei. Die seien jedoch immer wieder von der BVV abgelehnt worden. „Ich finde es absurd, dass die SPD im Vorwahlkampf plötzlich grüne Ideen klaut.“

Frank Vollmert findet nicht wichtig, von wem die Idee ursprünglich stammt. Für ihn sei es erst einmal wichtig, dass die Diskussion über den Frauensport in Berlin überhaupt in Gang kommt: „Mir geht es darum, den nötigen Anstoß zu geben, dass Frauen- und Mädchensport stärker Berücksichtigung findet.“ Der Antrag wird nun in den Ausschüssen besprochen, nach Ausweichmöglichkeiten für die männlichen Mannschaften wird bereits gesucht.

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