zum Hauptinhalt

Berlin: Berliner Haushaltskrise: Sturm im Hallenbad

Erst das Geld mit vollen Händen ausgeben, dann halbherzig umstrukturieren und schließlich am falschen Ende sparen: Nach diesem Berliner Grundmuster wurde auch mit den Bädern verfahren. Während der Finanzsenator bereits von weiteren Bäderschließungen spricht, ist noch nicht einmal klar, wie die bereits im Koalitionsvertrag angekündigte Schließung von Schwimmbädern verkraftet werden soll.

Erst das Geld mit vollen Händen ausgeben, dann halbherzig umstrukturieren und schließlich am falschen Ende sparen: Nach diesem Berliner Grundmuster wurde auch mit den Bädern verfahren. Während der Finanzsenator bereits von weiteren Bäderschließungen spricht, ist noch nicht einmal klar, wie die bereits im Koalitionsvertrag angekündigte Schließung von Schwimmbädern verkraftet werden soll. Die Zeichen stehen auf Sturm. Am 13. Februar wird demonstriert.

Und die Demonstranten haben schlagkräftige Argumente: Unter den elf Bädern, die geschlossen werden sollen, befinden sich allein sieben reine Vereins- und Schulbäder. Wenn man deren Besucher auf die restlichen Hallenbäder verteilen müsste, würden zwangsläufig die Nutzungszeiten für die Öffentlichkeit weiter eingeschränkt. Dies aber brächte nicht nur Unmut, sondern auch Einnahmeverluste. Zudem gibt es große Vereine, die mit ein paar Bahnen in öffentlichen Bädern gar nicht auskommen und ihre Arbeit einstellen müssen, wenn sie ihre Bäder verlieren. In einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister mahnte denn auch der Präsident der Wasserfreunde Spandau 04, Hagen Stamm, die Lage seines Vereins sei ohne das Forumbad am Olympiastadion "aussichtslos".

Verhängnisvoll wäre die Bäderschließung aber auch für die Schulen. Denn alle 400 000 Berliner Schüler sollen irgendwann Schwimmen lernen. Sie können während der Unterrichtspausen keine weiten Wege zu den verbleibenden "Restbädern" schaffen - ganz abgesehen davon, dass dort kein Platz für alle Schulklassen wäre. Ganz zu schweigen von den Kitas, die bisher ebenfalls Nutzungszeiten in den Bäder haben.

Dass dennoch sieben Vereinsbäder auf der Schließungsliste stehen, ist leicht zu erklären: Sie werden ehrenamtlich betreut, also ohne Angestellte der Bäderbetriebe. Diese bleiben also nicht auf Personalüberhängen sitzen, wenn sie den Betrieb einstellen. Dass dies eine Milchmädchenrechnung ist, wird allerdings schnell deutlich. Denn die Vereinsbäder sind ja gerade deshalb preiswerter als öffentliche, weil die Vereine selbst für den Betrieb aufkommen.

Zwar beteuert die Koalition, dass nicht sie, sondern die Bäderbetriebe selbst die Einrichtungen ausgewählt haben. Tatsächlich hat die Bäderverwaltung aber lediglich Daten über Besucherzahlen, Investitionsbedarf und Betriebsergebnisse zusammengetragen, wobei Angaben über bereits erfolgte Investitionen zum Teil fehlten. Auf Grundlage dieser unvollständigen Daten bastelten die Koalitionsunterhänder dann während ihrer nächtlichen Verhandlungen die umstrittene Aufstellung zusammen. "Ich hätte die Liste nicht so gemacht", heißt es von Fachleuten der Senatssportverwaltung hinter vorgehaltener Hand. Einige Bäder - insbesondere das Forumbad und das Bad Cité Foch (siehe Bericht) - seien unter "falschen Vorausetzungen" zur Schließung auserkoren.

All diese Bedenken und Einwände sollen am 13. Februar zur Sprache kommen, wenn unter Leitung von Sportsenator Klaus Böger (SPD) der Aufsichtsrat zusammenkommt. Denn zu seinen Aufgaben zählt auch der Vollzug von Bäderschließungen. Der Vizepräsident des Schwimmverbandes, Martin Weiland, soll dann den im Aufsichtsrat sitzenden Bezirks-, Senats- und Gewerkschaftsvertretern seinen Standpunkt deutlich machen - unterstützt von Vereinsmitgliedern, die zeitgleich ab 8 Uhr vor dem Roten Rathaus demonstrieren wollen.

Die Sportler gehen mit Gegenvorschlägen in die Sitzung. Einer sieht den Verkauf von drei bis vier Bädern vor. Aus dem Erlös sollen Betriebskostenzuschüsse für die Vereine, außerplanmäßige Sanierungen und Ersatzbauten finanziert werden, erläutert der Sprecher des Landessportbundes, Dietmar Bothe. Und er rechnet vor, dass Zehntausende Schwimmer auf die Bäder angewiesen sind, darunter 22 000 vom Schwimmverband, 10 000 vom DLRG und 3000 vom Tauchsportverband. Darüber hinaus gehören auch zum Behindertensportverband, dem Triathlonverband, dem Studentensportverband und dem Kanuverband tausende Schwimmer, die die Bäder nutzen.

Laut Landessportbund entstehen auf Berlins Landkarte "weiße Flecken" beim Schwimm- und Badespaß, wenn der Aufsichtsrat die Schließungen absegnet: im Südwesten (Zehlendorf / Steglitz), im Südosten (Treptow / Köpenick) und im Norden (Pankow). Für Präsident Peter Hanisch ist das Ganze der "Todesstoß für das Vereinsschwimmen".

Susanne Vieth- Enthus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false