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Berlin: Berliner Katholiken müssen Finanzkrise allein bewältigen Bischofskonferenz lehnt Hilfe ab. Bistum: Kirchenverkauf und Abriss nur letztes Mittel

Über 97 katholischen Pfarreien in Berlin schwebt ein Damoklesschwert. „Das ist sehr schlimm“, sagt eine Mitarbeiterin der Gemeinde St.

Über 97 katholischen Pfarreien in Berlin schwebt ein Damoklesschwert. „Das ist sehr schlimm“, sagt eine Mitarbeiterin der Gemeinde St. Agnes in Kreuzberg. St. Agnes droht die Zusammenlegung mit St. Bonifatius und im weiteren der Verkauf und womöglich gar der Abriss des Gotteshauses. Genaueres wisse man aber nicht.

Wie berichtet, plant das Bistum Berlin die Zahl der Gemeinden von 207 auf 110 zu reduzieren, um 300 Mitarbeiter einzusparen. Angesichts der hohen Schuldenlast erwägt die Katholische Kirche nun sogar, die nach der Fusion der Pfarreien überzähligen Grundstücke, Gemeindehäuser und Kirchen zu verkaufen. „Das ist ein langer Prozess“, betonte am Donnerstag Bistumssprecher Andreas Herzig, die konkreten Maßnahmen seien den Gemeinden selbst überlassen. Nur wenn sich keine ausländischen oder orthodoxe Glaubensgemeinden als Mieter oder Käufer fänden, wolle man die Grundstücke und Häuser auf dem freien Markt anbieten. Um zu verhindern, dass Käufer Sparkassen oder Diskotheken in einer Kirche einrichten, würde man die Gotteshäuser dann lieber abreißen. So werde es auch bereits im Bistum Limburg praktiziert.

Womöglich muss das Bistum noch härter sparen als bisher geplant. Denn die Bischofskonferenz und der Verband der Diözesen in Deutschland hat bereits angekündigt, dass die anderen Bistümer den Berlinern finanziell nicht zur Hilfe eilen werden. In diesem Falle müsse Berlin noch wesentlich mehr Mitarbeiter entlassen, hatte Kardinal Georg Sterzinsky vor zwei Wochen gesagt. „Das ist eine politische Äußerung“, kommentierte sein Sprecher diese Woche die Aussage des Diözesanverbandes. Man rechne nach wir vor mit der Finanzspritze.

In den Gemeinden ist man beunruhigt und hofft, möglichst bald über konkrete Maßnahmen informiert zu werden. „Wir wissen zwar von der schwierigen finanzielle Lage des Bistums“, sagt Pater Josef Schulte von St. Ludwig in Wilmersdorf, „aber wir an der Basis müssen erst einmal abwarten“. Er ist zuversichtlich, dass die Unternehmensberater von McKinsey, die das Bistum für die Sanierung engagiert hat, bald mit den Betroffenen sprechen werde. „Mc Kinsey arbeitet professionell“, sagt Pfarrer Merz von der Gemeinde Maria Frieden in Tempelhof. Er ist sicher, dass die Berater das Richtige tun werden.

Die Abwicklung der Gemeindefusionen und der Verkauf der Grundstücke und Häuser sei Sache der Gemeinden, sagt Herzig. In Zukunft würden allerdings die Pfarreien bei der Vergabe der finanziellen Mittel „bevorzugt“, die bei den Fusionen schnell vorangehen. Die Etats der Gemeinden werden künftig wesentlich schmaler ausfallen;das Geld, das die Pfarreien durch die Vermietung oder Verkauf der überzähligen Grundstücke erzielen, können sie behalten.

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