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Berliner Messe: Deutschlandhalle vor dem Abriss

In der Diskussion um die Zukunft der Berliner Messe zeichnet sich eine überraschende Entwicklung ab. Offenbar soll eine neue Messe-Kongresshalle gebaut werden. Die denkmalgeschützte Deutschlandhalle müsste dafür weichen. Die Zukunft des ICC ist weiter ungewiss.

Berlin (28.06.2005, 17:03 Uhr) - Die Berliner Messe soll an Stelle des 26 Jahre alten defizitären Internationalen Congress Centrums (ICC) einen modernen Neubau für Tagungen und Großveranstaltungen bekommen. Der gewaltige silberfarbene Bau auf dem Messegelände am Funkturm soll ausgemustert werden. Bis 2010 soll dann ein neues Kongresszentrum auf dem nahen Areal der Deutschlandhalle errichtet werden, die dafür abgerissen wird. Das sagte Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) am Dienstag. Die endgültige Entscheidung will der Senat nach einer Prüfung der Finanzierung bis Ende des Jahres fällen.

Für das ICC müsste der Senat private Investoren suchen. Wenn dies nicht gelinge, werde der für 500 Millionen Euro errichtete Bau abgerissen.

Der Senat stützt sich bei seiner Planung auf ein Gutachten, wonach Sanierung oder Umbau des ICC, das an ein überdimensionales Raumschiff erinnert, mit Kosten von 146 bis 219 Millionen Euro zu teuer seien. Der Neubau eines Kongresszentrums soll demnach nur 62 Millionen Euro kosten. Hinzu kämen noch 30 Millionen Euro für einen Abriss des ICC, falls es nicht gelingt einen Investor zu finden.

Der Aufsichtsrat der Messe, dessen Vize-Vorsitzender Wolf ist, stimmte den Plänen am vergangenen Freitag zu. Das Land Berlin ist Eigentümer der Messe und des ICC. Wolf kündigte an, die Zahlen zur Finanzierung bis Ende Oktober «gegenzuchecken, um auf der sicheren Seite zu sein».

In der Vergangenheit gab es zahlreiche Diskussionen über Abriss oder Sanierung des ICC und der denkmalgeschützten Deutschlandhalle. Das ICC macht trotz sehr guter Auslastung ein Minus von 16 Millionen Euro im Jahr, die Deutschlandhalle kostet etwa zwei Millionen Euro Unterhalt.

Nach Berechnungen der Messe würde Berlin innerhalb von zehn Jahren 200 Millionen Euro sparen, wenn es auf den Weiterbetrieb des ICC verzichtete. In der Summe sind die jährlichen Zuschüsse zum Ausgleich des Defizits sowie die Sanierungskosten enthalten.

Messechef Raimund Hosch hofft für das ICC auf eine neue Zukunft: «Das ICC könnte mit Hilfe von Investoren zu einem gewerblichen Lifestyle-Centrum umgebaut werden, unter anderem auch mit einer Dauerspielstätte für Musicals.» Dazu müsste aber die Nutzfläche des ICC von derzeit 10 Prozent der Gesamtfläche (152 000 Quadratmeter) auf 40 bis 50 Prozent erhöht werden.

Wolf sagte, es gebe bereits Investoren mit einem «allgemeinen Interesse» am ICC. Details seien in Gesprächen aber noch nicht diskutiert worden. Immerhin sehe man daran, dass es «nicht ausgeschlossen» sei, Investoren zu finden.

Das neue Kongresszentrum mit dem Namen «Deutschlandhallen Convention Center» (DCC) soll deutlich kleiner sein als das ICC. Wegen der günstigeren Raumplanung wäre aber die nutzbare Fläche fast gleich groß. Außerdem könnte die benachbarte Messehalle 7 mit einbezogen werden, in der zusätzlich etwa 3000 Menschen Platz finden. Der Denkmalschutz der Deutschlandhalle kann laut Wolf aufgehoben werden, um das neue Kongresszentrum zu bauen.

Die Grünen verlangten, das Architektengutachten zu veröffentlichen. Die Finanzierung der Neubau- und Abrisspläne müsste überprüft werden. Die FDP kritisierte, die veranschlagten Kosten seien «schlicht unglaubwürdig». Auch SPD-Abgeordnete hatten vor einem vermeintlich billigeren Neubau gewarnt und betont, dass auch in der Vergangenheit Baukosten immer wieder die ursprünglich vorhergesagte Höhe überstiegen hätten. Die CDU lehnte einen Abriss des ICC bisher ausdrücklich ab. (tso)

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