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Berlin: Berliner Oktoberfest: Veranstaltung fällt aus

Von Münchener Katerstimmung wegen drastisch gesunkener Besucherzahlen auf der Wiesn lässt sich der Schaustellerverband Berlin nicht beeindrucken. "Die Planungen zum Oktoberfest laufen", versicherte gestern der Vorsitzende Peter Zocher.

Von Münchener Katerstimmung wegen drastisch gesunkener Besucherzahlen auf der Wiesn lässt sich der Schaustellerverband Berlin nicht beeindrucken. "Die Planungen zum Oktoberfest laufen", versicherte gestern der Vorsitzende Peter Zocher. Es werde auf dem zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm in Wedding ein großes Festzelt und genügend Attraktionen geben, und mit Sicherheit kämen wieder viele hunderttausend Besucher. Zocher gab allerdings eine Prognose für das Jahr 2002. Diesmal fällt die gewohnte Herbstveranstaltung der Schausteller aus, die nichts mit dem kleinen Oktoberfest zu tun hat, das Bayern kürzlich auf dem Gendarmenmarkt veranstaltete.

Eigentlich hätten sich in Wedding schon Maßkrüge stemmen, Riesenräder drehen, Autoskooter rammen und diverse Loopings drehen lassen, denn das Oktoberfest ist auch in Berlin eher eine September-Angelegenheit. Aber in diesem Jahr dreht sich nichts. Die Absage des Festes hat nichts mit der politischen Lage zu tun. Die Werbung des Schaustellerverbandes für das Berliner Oktoberfest sei im vergangenen Jahr zu spät herausgegangen, sagte Zocher. Die Zahl der interessierten Schausteller soll denkbar gering gewesen sein, auswärtige Betriebe bewarben sich fast gar nicht, Neuheiten auf dem Markt der Fahrgeschäfte waren nicht zu bekommen. "Wir hätten das Oktoberfest als Kiezfest verkaufen müssen, und das hätte das Image des neuen Festplatzes kaputt gemacht". Das deutsch-französische Volksfest bescherte dem Gelände im Sommer rund 400 000 Besucher, so dass sich die Schausteller wieder freuen konnten. Der neue zentrale Festplatz galt nicht mehr als Mauerblümchen, wie es nach dem Frühjahrsfest gewesen war, das mit nur 70 000 Besuchern floppte. Auch das Wetter hatte nicht mitgespielt und Leute vergrault.

Die Schausteller selbst waren mit dem Platz, den sie so lange gefordert hatten, nicht recht zufrieden. Noch immer wird über "mangelnde Infrastruktur" geklagt. Gemeint sind damit das fehlende Verkehrsleitsystem, die Anfahrt zu den Parkplätzen und die sandigen Bodenverhältnisse. Die Besucher hätten oft nicht gewusst, wo sie ihre Autos parken könnten und seien orientierungslos an Stellplätzen vorbeigefahren, hieß es. Zocher sprach von Besserung, es habe positive Gespräche mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gegeben. Die Behörde bestätigte, dass gut drei Millionen Mark in "notwendige Veränderungen", vor allem in eine neue Vorfahrt investiert werden sollen; noch in diesem Jahr will man eine Million verbauen.

Das Berliner Oktoberfest ist ein Nachkriegskind. In die Welt gesetzt, um einen Hauch Münchener Atmosphäre zu vermitteln und den Schaustellern auch im frühen Herbst Betrieb zu garantieren. Zocher wies gestern darauf hin, dass bei anderen vergleichbaren Festen im Bundesgebiet "die Stadt dahinter steht", in Berlin der Verband aber alles selbst organisieren müssen. Das Berliner Oktoberfest werde leider als nicht so traditionell angesehen.

Viele Jahre lang wurde das Fest an der Jafféstraße, am Lützowplatz und in verkleinerter Form zuletzt zwei Mal am Anhalter Bahnhof veranstaltet.

C. v. L.

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