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Kind überquert Straße mit dem Rad und fährt auf Gehweg weiter.

© Imago/Seeliger

Berliner Polizei unterbeschäftigt?: Höchst fragwürdiger Vorwurf

Zwei Mütter wurden abkassiert, weil sie vor statt hinter ihren Kindern auf dem Gehweg radelten. Wo bleiben da Augenmaß und Prioritäten? Ein Kommentar.

Von Patricia Wolf

Unlängst gab es im Tagesspiegel eine Geschichte zu lesen, die einmal mehr an der Vernunft so manchen Ordnungshüters zweifeln lässt. Der Vorfall lässt sich kurz zusammenfassen. Unabhängig voneinander berichteten zwei Mütter, die ihre Kinder auf ihrem Weg zur Grundschule am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg mit dem Fahrrad auf dem Gehweg begleitet hatten, dass sie bei einer Polizeikontrolle zur Kasse gebeten worden seien. 55 Euro sollten sie als Strafe dafür zahlen, dass sie nicht hinter, sondern vor ihren Kindern gefahren seien.

Der Vorwurf: Schließlich hätten sie so ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllen können. Das Ticket bekamen sie für die „verbotswidrige“ Nutzung des Gehwegs. Dabei ist es Begleitpersonen von radelnden Kindern "bis zum vollendeten achten Lebensjahr" erlaubt, auf dem Gehweg zu fahren.

Es ging also einzig und allein darum, dass die beiden Mamas vor und nicht hinter ihren Kindern fuhren. Den Vorwurf der Polizei, dass sie zu weit weg von den Kindern gewesen sein, bestreiten beide Mütter.

Nun würde ich zwar auch sagen, dass es tatsächlich sicherer sei, hinter den Kindern zu fahren. Nur so kann man sie im Blick behalten und riskiert nicht, dass sie sich womöglich wehtun oder ein Problem haben, ohne dass man es bemerkt. Was aber fassungslos macht, ist das willkürlich anmutende Vorgehen der Beamten. Da fehlt es doch an Augenmaß!

Und haben die Beamten wirklich nichts Wichtigeres zu tun? Anstatt ihre Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, den unzähligen Autofahrern, die bei Rot noch schnell über die Ampel brettern oder denen, die Geh- oder Radwege zuparken, zu Leibe zu rücken, knöpft man sich vor den Augen der Kinder deren Eltern vor - mit einem höchst fragwürdigen Vorwurf und nicht etwa nur zum Gespräch, sondern mit gezücktem Strafzettelblock samt Gerät zur sofortigen Kartenzahlung.

Irgendwie hatten wir uns das mit der Verkehrswende anders vorgestellt.

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