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Mit Helm. Beim Marathon sind Helfer auf Zweirädern unterwegs.

© Imago

Berliner Rettungsdienste: CDU will Notärzte auf Motorrädern

Rettungswagen kommen nicht schnell genug zum Einsatzort. Die CDU hofft auf höheres Tempo durch Motorrädern, doch die Feuerwehr sieht das skeptisch.

Berliner Rettungswagen sind bekanntlich zu langsam. Die CDU will die Einsätze jetzt beschleunigen, und zwar mit Motorrädern. Die Fraktion hat auf ihrer Klausurtagung in Weimar beschlossen, den Notarzteinsatz per Motorrad zu ermöglichen. Die Feuerwehr sieht das allerdings skeptisch. Das Problem seien die deutschlandweit fehlenden Notärzte, nicht die Technik. Zudem brauche es zwei Helfer am Einsatzort für lebensrettende Maßnahmen, deshalb seien Notarztwagen immer mit zwei Leuten besetzt. „Ein Notarzt allein am Unfallort kann nicht effektiv arbeiten“, sagte Feuerwehrsprecher Rolf Erbe.

Landesbranddirektor Wilfried Gräfling sagte diplomatisch: „Wir begrüßen alles, was die Rettungskette ergänzt und schneller macht.“ Sinnvoll seien Motorräder jedoch nur als „Erkunder“ bei unübersichtlichen Lagen oder mit einem Rettungsassistenten (und nicht mit einem Notarzt) besetzt bei Großveranstaltungen. So hat das Berliner Rote Kreuz eine Motorradstaffel, die beispielsweise beim Velothon oder beim Marathon im Einsatz ist. Nach Angaben des DRK sind es etwa 20 Veranstaltungen pro Jahr. Gefahren wird immer dann, wenn durch Straßensperrungen oder große Menschenmengen andere Rettungsfahrzeuge schwer durchkommen. Zudem sind die speziell umgebauten Sanitätsmotorräder im Sommer auf dem Berliner Ring und auf der Autobahn nach Hamburg unterwegs. Denn im Stau sind sie schneller, aber fahren nur zu „kleineren Blessuren, bei denen sich der Einsatz eines Rettungswagens nicht lohnt“, wie es beim DRK heißt, also zu „Insektenstichen, Kopfschmerzen oder Kreislaufproblemen“.

Motorrad mache nur Sinn, wenn der Sanitäter damit auf Streife ist, sagte Feuerwehrsprecher Rolf Erbe. Das Ausrücken eines Notarztes von der Wache dauere mit dem Zweirad etwa zwei Minuten länger als mit dem Auto, weil er erst die erforderliche Schutzkleidung anlegen müsse, sagte Erbe. Nach Feuerwehrangaben gibt es zahlreiche weitere Gründe, die gegen einen Einsatz mit Notärzten sprechen. So sei bei schlechtem Wetter der Einsatz nicht möglich, der Arzt brauche sehr viel Fahrpraxis, um unter schwierigen Bedingungen sicher und schnell zu sein. Zudem ist nur eine sehr begrenzte Menge Material oder medizinisches Gerät unterzubringen auf einem Motorrad. All diese Ergebnisse hat ein Pilotprojekt in drei Bundesländern in den Jahren 1998 bis 2000 gezeigt. Das Ganze wurde anschließend nicht weiter verfolgt.

Wie berichtet, hat sich die Pünktlichkeit der Rettungswagen der Feuerwehr im Jahr 2015 „noch einmal deutlich verschlechtert“, teilte Innensenator Frank Henkel (CDU) mit. Nur 35 Prozent der Rettungswagen kamen noch pünktlich, das mit dem Senat verbindlich vereinbarte „Schutzziel“ von 75 Prozent wurde also deutlich verfehlt.

Durchschnittlich benötigte ein Rettungswagen 9,6 Minuten zum Einsatzort, vereinbart sind acht Minuten. Das Problem besteht seit Jahren und hat mehrere Gründe: Berlin wächst schneller als die Feuerwehr, die Berliner werden immer älter (und damit kränker), und ein beträchtlicher Teil der Einsätze ist medizinisch gesehen schlicht überflüssig. Gern nennt die Feuerwehr hier Bauchweh oder abgerissene Fingernägel.

Die CDU-Fraktion hat deshalb jetzt eine Aufklärungskampagne vorgeschlagen, bei welchen Krankheitssymptomen die Feuerwehr über den Notruf mit der Nummer 112 gerufen werden sollte. An dieser Frage allerdings beißen sich Feuerwehrchefs und Innensenatoren seit Jahren die Zähne aus.

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