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Berlin: Berliner Rücken

VON TAG ZU TAG über die kranken Berliner Teilung, Mauer, Mauerfall, Hauptstadt, Schuldenhauptstadt – jenseits aller politischen Petitessen stellen die Berliner jährlich einen deutschen Rekord auf: Nirgendwo lassen sich so viele so oft krank schreiben. Im Rest der Republik sinken die Krankenstände mit dem Bruttosozialprodukt – die Berliner scheint das nicht zu kümmern.

VON TAG ZU TAG

über die kranken Berliner

Teilung, Mauer, Mauerfall, Hauptstadt, Schuldenhauptstadt – jenseits aller politischen Petitessen stellen die Berliner jährlich einen deutschen Rekord auf: Nirgendwo lassen sich so viele so oft krank schreiben.

Im Rest der Republik sinken die Krankenstände mit dem Bruttosozialprodukt – die Berliner scheint das nicht zu kümmern. Schon fast komisch wirken die Versuche der Krankenkassen, Gründe dafür zu finden: Liegt es an dem öffentlichen Nahverkehr? Da kann man sich mit allem Möglichen anstecken. Oder daran, dass es in Berlin besonders viele Ärzte gibt? Da ist der Weg zur Krankschreibung eben auch kürzer als anderswo. Wenn die Kassen dann gucken, wer besonders oft krank ist, kommen sie auf den besonders großen öffentlichen Dienst. Der ist voller Leute mit besonders schwacher Konstitution. Seit vielen Jahren leiden die Berliner unter Atemwegserkrankungen – ob das mit dem anderen Berliner Rekord zu tun hat, mit der Raucherhauptstadt? Derzeit haben es die Berliner außerdem am Rücken. Das kann mit dem vielen Sitzen in der U-Bahn, in der Behörde und im Wartezimmer zu tun haben. Das alles ist wohl nur ganzheitlich zu erklären: Der Berliner hat schon so viel über sich ergehen lassen, dass ihn Bruttosozialprodukte und Globalisierungsängste nicht wirklich interessieren.

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