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Berliner S-Bahn: Jetzt wackelt auch der Notfahrplan

Am Wochenende musste die Berliner S-Bahn weitere Fahrzeuge aus dem Betrieb nehmen. Von Montag an soll der Notfahrplan gelten - doch vor allem auf der Ringbahn sind offenbar zusätzliche Zugausfälle sind möglich.

Die Situation bei der S-Bahn verschärft sich weiter. Nach Tagesspiegel-Informationen ist die Zahl der einsetzbaren Fahrzeuge über das Wochenende weiter zurückgegangen. Der Notfahrplan soll von Montag an gelten, ob er eingehalten werden kann, ist zweifelhaft. Fahrgäste müssen mit weiteren Zugausfällen rechnen, obwohl die Werkstätten auf Hochtouren arbeiten. Ausfälle könnte es dem Vernehmen nach besonders auf der Ringbahn oder auch auf der S 5 (Strausberg Nord–Olympiastadion), vor allem auf dem Abschnitt Hoppegarten/Mahlsdorf–Warschauer Straße, geben. Frühestens am Sonntagabend sollten die Regelungen für den heutigen Montag festgelegt werden. Zum 1. August sollen die Kontrollen weiter verschärft werden, was dazu führen würde, dass man weitere Züge abstellen muss. Von der S-Bahn gab es am Sonntag dazu keine Stellungnahme.

Der für heute vorgesehene Notfahrplan war für 308 Viertelzüge ausgelegt, die jeweils aus zwei Wagen bestehen. Zu Spitzenzeiten waren früher 552 Viertelzüge unterwegs. Insgesamt besitzt die S-Bahn nach den jüngsten Verschrottungsaktionen noch 630 Viertelzüge; 2005, vor Beginn des Sparkurses, waren es 703.

Nicht einmal die Hälfte der vorhandenen Bahnen ist einsatzfähig, weil nach dem Bruch eines Rades am 1. Mai und weiterer Vorfälle die Kontrollen verschärft worden sind. Bereits 2003 war, wie berichtet, bei einer Kontrolle ein Riss in einem Rad festgestellt worden. Nun müssen die 500 Viertelzüge der neuesten Baureihe alle sieben Tage zur Kontrolle der Räder in die Werkstatt. Zusätzlich müssen Achsen auf Risse geprüft und Räder früher als geplant ausgetauscht werden. So kommt es zu einem Stau in den Werkstätten, der dazu führt, dass auch planmäßige Untersuchungen nicht mehr ausgeführt werden können und Züge nach dem Ablauf von vorgeschriebenen Fristen abgestellt werden müssen.

Den Stau hat die S-Bahn bisher nicht abarbeiten können. Aber auch mehr als eine Wochen nach dem Feuern der kompletten Geschäftsführung ist offen, ob geschlossene Werkstätten wieder geöffnet werden sollen, um Fahrzeuge schneller in Betrieb nehmen zu können. Vier Werkstätten waren in den vergangenen Jahren geschlossen worden, um dem Bahnkonzern jährlich zweistellige Millionengewinne überweisen zu können.

Nur durch Wiederinbetriebnahme der Werkstatt in Friedrichsfelde, die 2006 dichtgemacht worden ist, werde es möglich sein, den Stau abzubauen, davon ist der Betriebsratsvorsitzende der S-Bahn, Heiner Wegner, überzeugt. Ein Kran zum Heben der Züge ist dort erst vor wenigen Tagen ausgebaut worden. Nach Ansicht des Vorstands für den Personenverkehr, Ulrich Homburg, bringt eine weitere Werkstatt kurzfristig nichts. Man prüfe jetzt aber, wie viele Werkstätten auf Dauer erforderlich seien. In der ebenfalls geschlossenen Anlage in Oranienburg werden bereits zusätzlich die Räder der Fahrzeuge geprüft. Um Werkstätten wieder öffnen zu können, braucht die neue Geschäftsleitung die Erlaubnis des Konzerns, der sich nach Tagesspiegel-Informationen bereits in der Vergangenheit vorbehalten hat, alle größeren Ausgaben der S-Bahn zu genehmigen. Genau so, wie der Spar-Kurs der S-Bahn vom Konzern vorgegeben worden ist. Ob sich daran etwas ändert, wird der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) heute vielleicht in seinem Gespräch mit dem neuen Bahnchef Rüdiger Grube erfahren.

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