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Innen alt, außen neu. Die Hafenbar am neuen Standort in der Karl-Liebknecht-Straße 11 in Mitte.

© Yasmin Polat

Berliner Schlager-Institution: Hafenbar feiert Eröffnungsparty nach Umzug zum Alex

Der Umzug der Hafenbar zum Alexanderplatz ist vollbracht. 49 Jahre Erinnerung wurden mitgenommen. Am Freitagabend steigt die Eröffnungsparty.

„Petra, ein Bullauge funktioniert nicht!“, ruft ihr ein Mitarbeiter zu. Petra Schreiber hat Schweißperlen auf der Stirn, hetzt von einer Ecke in die andere, wirkt aber dennoch entspannt: „Alles o.k.“, sagt sie zu dem Mitarbeiter. Sie und ihr Sohn Christopher sind bei den letzten Vorbereitungen zur großen Eröffnungsparty am Freitagabend.

Sie haben es tatsächlich geschafft: Innerhalb von zwei Wochen ist ihnen der Umzug und Umbau der Hafenbar zum Alexanderplatz gelungen, zuvor hatte sie 49 Jahre lang in der Chausseestraße in Mitte Schlagerliebhaber und Partyfreunde aller Art angezogen. Die Ankündigung, dass eines der ältesten Tanzlokale der Stadt schließen würde, hat eine Welle der Empörung und Unterstützung ausgelöst. Umso freudiger wurde der neue Standort aufgenommen.

Eine Treppe führt nun bei blauer Beleuchtung, Möwenkrähen und Meeresrauschen aus silbernen Lautsprechern in den unteren Partybereich, bestehend aus Tanzsaal und separatem Raucherraum. Der Boden ist zwar stellenweise noch feucht, die Getränke werden allerdings schon aufgebaut für die Probeparty: „Wir laden heute schon einmal alle Nachbarn zum Kennenlernen ein“, sagt Schreiber, „und alle Handwerker und Menschen, die uns mit dem Umbau geholfen haben.“

Das Inventar zog mit um

Und das sind einige: Rund zwanzig Handwerker und viele Freunde, Bekannte und Hafenbar-Enthusiasten haben mitgeholfen beim Umzug: „Pfingstsamstag hatten wir noch eine Party, Pfingstsonntag um 6.30 Uhr standen die Handwerker schon vor der Tür“, sagt Schreiber etwas stolz. Sie haben alles mitgenommen: Von der Sitzecke bis zu den Wandpaneelen und sogar die alten, handgeschriebenen Getränkeschilder sind mit zum Alex gezogen.

„Wir haben 250 000 Euro in Umzug und Umbau investiert“, sagt Christopher Schreiber. Was nun in den alten Standort kommt, weiß Petra Schreiber nicht: „Ein Wohnhaus oder Büros, jedenfalls anderer Bedarf“, sagt die 47-Jährige und zieht an ihrer Zigarette. „Ganz Mitte möchte ja am liebsten nur Champagner trinken. Wir wollten uns nicht vertreiben lassen, es wäre schade um die Bar gewesen.“ Mit dem Vermieter habe es aber keine Probleme gegeben, alles sei fair verlaufen.

Gin Tonic, Cuba Libre, Bier. Das sind die liebsten Getränke der Hafenbar-Besucher. Das wird sich wohl auch am neuen Standort nicht ändern. Das Personal jedenfalls bleibt weitgehend gleich.
Gin Tonic, Cuba Libre, Bier. Das sind die liebsten Getränke der Hafenbar-Besucher. Das wird sich wohl auch am neuen Standort nicht ändern. Das Personal jedenfalls bleibt weitgehend gleich.

© Yasmin Polat

„Also in der Hafenbar wird am liebsten Cuba Libre getrunken. Oder Gin Tonic. Oder Bier“, sagt Tresenkraft Ines, während sie die Limetten anordnet. Seit 18 Jahren steht sie in der Hafenbar hinter der Theke: „Wir sind hier eine Familie“, sagt sie. Tatsächlich: Schreiber und ihr Sohn Christopher haben eine GmbH gegründet, sind Gesellschafter. Christopher Schreiber ist nun der Inhaber und Geschäftsführer der Hafenbar.

Der 29-Jährige hat BWL und Touristik studiert. „Das erste Mal in der Hafenbar war ich wohl mit vier Jahren“, sagt er. Mit 18 Jahren wurde es dann regelmäßiger, nun ist er Geschäftsführer. Der vorherige Inhaber Klaus Zagermann übergab nach vielen Jahren an Petra Schreiber, die mittlerweile seit 25 Jahren hinter der Theke steht. Schreiber wurde in Lichtenberg geboren, kam durch Umwege zur Hafenbar: „Ich hatte gerade die Trennung von Christophers Vater hinter mir, suchte nach einem Job. Da fand ich die Hafenbar“, sagt sie. Im Bewerbungsgespräch habe sie dann erzählt, dass sie ein Theaterstück über eine Bar schreiben wolle: „Das hab’ ich einfach so erzählt. Ich konnte keine zwei Gläser tragen“, sagt Schreiber und lacht. Dem Inhaber gefiel es, der Rest ist Geschichte.

Von Mittzwanzigern bis zu älteren Herrschaften

Schreiber wird immer wieder unterbrochen von Mitarbeitern oder Gästen. Ein Gast hat ihr einen Stoff-Hai mitgebracht, den sie lachend entgegennimmt. Um sieben geht es offiziell los mit der Dankes- und Vorstellungsparty, um zehn vor sieben geht die Musik an. Das erste Lied des Abends ist „Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein“ von René Carol aus dem Jahr 1973. DJ Supa Sushi, der eigentlich Sascha Uetrecht heißt, legt hier noch mit Audio-CDs auf: „Vinyl wäre schon wieder hip“, sagt er grinsend und wippt zur Musik. „Wernesgrüner ist das beste DDR-Bier“, sagt Martin Cramer. Vor dem 81-Jährigen steht jedoch ein Budweiser. „Das ist auch in Ordnung.“

Cramer ist einer der Nachbarn, wohnt mit seiner Frau Ursula im sechsten Stock des Wohnhauses, in das die Hafenbar gezogen ist: „Ich bin nach der Wende nicht mehr in die Hafenbar gekommen, ich gehe lieber ins Casino“, sagt er. Jetzt jedoch, da die Bar in sein Haus gezogen ist, will er öfter kommen: „Wir werden die ganze Verwandtschaft mal herführen“, sagt Cramer, seine Frau Ursula tanzt dabei zu „Ich will keine Schokolade“ von Trude Herr, 1965.

Von Mittzwanzigern bis zu älteren Herrschaften ist alles dabei, mittlerweile tanzen an die zehn Leute zu Katja Ebsteins „Wunder gibt es immer wieder“ auf dem neu verlegten Parkett: „Das alte war durchgetanzt nach so vielen Jahren“, sagt Christopher Schreiber. Er freue sich als Geschäftsführer nun vor allem auf eines: „Dass wir endlich offen haben.“

Die offizielle Eröffnungsparty der Hafenbar findet am heutigen Freitag ab 21 Uhr statt, unter anderem mit Radioeins- Moderator Stefan Rupp als DJ. Und: „Es gibt Eierlikör für jeden“, sagt Christopher Schreiber. „Ansonsten alles beim Alten.“Hafenbar, Karl-Liebknecht-Straße 11, Mitte, Eintritt 8 Euro.

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