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Große Freiheit. Ein Leistungskurs des Kreuzberger Robert-Koch-Gymnasiums flog im Oktober für insgesamt über 30 000 Euro auf Kosten des Steuerzahlers nach New York.

© AFP

Update

Berliner Schüler in New York: Teure Klassenfahrten: Scheeres will nachbessern

Nach dem New-York-Trip: Senatorin Scheeres macht Klassenfahrten zum Thema. Verwirrung über weitere USA-Reise.

Die Genehmigung einer über 30.000 Euro teuren Schülerreise nach New York hat ein Nachspiel. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat jetzt alle Schulleiter an die geltenden Vorschriften für Klassenfahrten erinnert. Dies geschah im Rahmen der November-Ausgabe ihres monatlichen Rundbriefes, die soeben verschickt wurde und dem Tagesspiegel vorliegt. Zudem erwägt die Senatorin, die entsprechende Vorschrift zu "ergänzen", um zu vermeiden, dass sich Fälle die wie teure USA-Reise wiederholen.

Preisliche Obergrenzen bleiben tabu

Die jetzige Fassung der Vorschrift stammt nämlich noch aus der Zeit vor Einführung des Bildungs- und Teilhabepaketes (BuT): Das BuT schreibt vor, dass die Ämter jede Reise ungeachtet des Preises genehmigen müssen, wenn zuvor der Schulleiter zugestimmt hat. Das war früher anders. Überdies müsse das Robert-Koch-Gymnasium bezüglich dieses Themas „innerschulisch deutlich nachbessern“, stellte die Sprecherin der Bildungsverwaltung klar. Preisliche Obergrenzen für Klassenfahrten werde es aber weiterhin nicht geben.

Eigentlich sollen sich die Kosten an den Finanzen der Eltern orientieren

Wie berichtet hatte Schulleiter Rainer Völkel die USA-Reise gestattet, obwohl sie pro Schüler 2500 Euro kosten sollte – später wurden daraus 2100 Euro. Demgegenüber besagen die Vorschriften, dass sich die Kosten an der finanziellen Ausgangslage der Erziehungsberechtigten „orientieren müssen“. Dies taten sie eindeutig nicht, denn die Familien der 15 mitreisenden Schüler eines Leistungskurses leben allesamt von Transferleistungen des Staates. Die Mittel für die Reise musste letztlich das Jobcenter überweisen, das in Berlin zuständig ist für die Zahlungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) des Bundes.

Walter Momper weist Darstellung des Schulleiters zurück

Für weitere Verwunderung sorgte inzwischen die Aussage des Schulleiters, dass eine andere New-York-Reise im Jahr 2011 von der Berliner Checkpoint Charlie Stiftung finanziert worden sei. Vorstandsvorsitzender dieser Stiftung zur Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen ist der ehemalige Regierende Bürgermeister Walter Momper. Die Aussage des Schulleiters sei „sachlich nicht korrekt“, heißt es in einem Schreiben Mompers an den Tagesspiegel. Die Robert-Koch-Schule habe zwar im Jahr 2011 „bei der Checkpoint Charlie Stiftung einen Antrag auf Unterstützung einer USA-Reise gestellt, dieser war vom Vorstand jedoch abgelehnt worden“.

Schulleiter "bedauert" falsche Angabe

Mit diesem Widerspruch konfrontiert teilte der Schulleiter am Donnerstag mit, dass er die Unterstützung durch die Checkpoint Charlie Stiftung zum Zeitpunkt des Gespräches mit dem Tagesspiegel „nicht mehr korrekt in Erinnerung hatte; das bedauere ich. Nach Sichtung der Unterlagen zu dieser Fahrt wurde deutlich, dass die Stiftung nur organisatorische Unterstützung leistete, wofür wir auch dankbar waren“, korrigierte Völkel seine Aussage. Laut Bildungsverwaltung kam das Geld für die Reise 2011 anteilig vom Förderverein, von einer Spenderin sowie von einem „Sozialhilfeträger“. Ein Drittel der Familien habe die Reise aus eigener Tasche bezahlt. Das BuT war 2011 erst allmählich eingeführt worden.

In Hessen ist bei 450 Euro Schluss

Wie berichtet verfahren die Berliner Schulen sehr unterschiedlich bei der Kostengestaltung von Klassenfahrten. Üblich ist es vor allem in sozialen Brennpunkten, nicht mehr als rund 500 Euro pro Schüler auszugeben. In Hessen deckelt ein Erlass die Kosten für Auslandsfahrten bei 225 bis 450 Euro. „Wir fahren dann eben mit dem Bus nach Prag, anstatt nach London zu fliegen“, beschrieb eine Frankfurter Lehrerin am Donnerstag die Konsequenz dieses Erlasses. Dass es in etlichen Bundesländern keine Beschränkungen gibt, findet sie „schädlich“. Auch Norman Heise, der Vorsitzende des Berliner Landeselternausschusses, plädiert für „Obergrenzen“, die aber nicht starr sein sollten.

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